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  • Der Verein der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale trauert um Gründungsintendant Gerard Mortier

    10 März 2014

    Dr. Michael Vesper, Generaldirektor Deutscher Olympischer Sportbund, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale e.V. zum Tod von Gründungsintendant Gerard Mortier:

    "Gerard Mortier hat für die Entwicklung der Kultur in Europa Großartiges geleistet. Das gilt für Salzburg, Paris, Madrid und Brüssel, das gilt aber ganz besonders auch für das Ruhrgebiet und Nordrhein-Westfalen. Er hatte zu Beginn des Jahrhunderts den Mut und die Vision, etwas ganz Neues zu wagen an ganz ungewöhnlichen Orten, geprägt von der einzigartigen Industriekultur des Ruhrgebiets. Dafür hat er ohne Reue und mit verschmitzter Freude die Salzburger Festspiele verlassen, hat sich sozusagen aufgemacht von der Champions League in die Gründung einer neuen Liga - mit allen Risiken und Chancen.

    Ich erinnere mich noch gut, wie ich als damaliger Kulturminister mit dem damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement sprach, um ihn für dieses Vorhaben und insbesondere dessen Finanzierung aus zusätzlichen Mitteln, ohne anderen Kulturträgern etwas wegzunehmen, zu gewinnen. Es war der Name Gerard Mortier, der letztlich den positiven Ausschlag gab. Mit dem Committment dieser Persönlichkeit war klar, dass es hier um den Anspruch ging, etwas Besonderes entstehen zu lassen, eine nachhaltige Bereicherung der nordrhein-westfälischen Kulturlandschaft. Ohne Gerard Mortier, seine provokante Kreativität, seine listige, mit Charme gepaarte Entschlossenheit, seine Vernetzung mit exzellenten Künstlern innerhalb und außerhalb der Region hätte es die Ruhrtriennale nicht gegeben.

    Und er blieb ihr auch nach seiner dreijährigen Gründungsintendanz eng verbunden. Bis zuletzt nahm er Anteil, riet, freute sich. Gerard Mortier - der Doktor, wie ihn viele nannten - konnte sich und andere begeistern, mit leiser Stimme und lautem Herzen. Er konnte aber auch ätzend kritisieren, wenn er es für notwendig hielt. Stets hatte er einen Standpunkt, den er gekonnt zu vertreten wusste, ohne borniert zu sein. Man durfte ihm durchaus widersprechen, aber dann brauchte man Ausdauer und gute Argumente.

    Er hatte noch große Pläne, als ihn die tückische Krankheit in den Griff nahm. Wie immer, kämpfte er. Diesen Kampf verlor er. Sein Erbe aber lebt - überall da, wo er wirkte, und weit darüber hinaus. Wir werden ihn, seine Arbeit, seine Gestik, sein überwältigendes Lächeln, seinen gelegentlichen Zorn und seine oft kindliche Freude am Gelungenen nicht vergessen."