RuhrTriennale
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Matinée/Bettina Böttinger trifft Andrea Breth

 
Mit:
Andrea Breth, Bettina Böttinger
Vorstellung:
11. September
Beginn:
11:00
Spielstätte:
Preise:
einheitlich
5 €

Regie beginnt für mich mit dem Lesen, mit Lektüre, Regie beginnt mit einer Reise zwischen die Zeilen, einer Reise an die Satzenden." Diese Reise an die Satzenden begann Mitte der 80er Jahre am Bochumer Schauspielhaus, zwischen Zeilen von Julien Green und Alan Ayckbourn. Wie sie ihre Schauspieler in losen Satzenden sich verheddern ließ, wie sie Fallstricke und Sicherheitsleinen auswarf, wie sie diese Schnüre, Bänder und Fäden am Ende wieder lockerte, um die zuweilen heillos verstrickten Figuren in eine entsetzlich kühle Freiheit taumeln zu lassen, das ist inzwischen legendär. Zuletzt las sie aus Schillers und Lessings Versen das Zwischenzeilige heraus. Maria Stuart und Emilia Galotti setzen in Szene, was Andrea Breth einmal auf die einfache Formel brachte: „Theater ist Konflikt". Und weiter: „Der erste Konflikt ist der mit dem Text, ist das Eingeständnis der Frage, die Erfahrung des Scheiterns und die Lust des Entdeckens."
Die Selbstauskünfte der Regisseurin verhalten sich zum Werk wie die fertigen Stücke zu dem Material, aus dem sie entstanden sind: sie bleiben lebendig durch die Affinität zum Konflikt. Wo sonst, scheint sie zu fragen, zu sagen und zu zeigen, wo sonst außer im Schatten der Konflikte ließe sich gleichzeitig von Liebe und Angst, von Erinnern und Schuld, von Verzicht und Verlust und von der Freiheit im Umgang mit all diesen Zwängen erzählen? Ihr Werk ist ein Revier der Beobachtung. In diesem Sinne, nämlich als Rutengängerin für die inneren Bewegungen, hat sie die Klassiker mit den Mitteln der Romantiker behelligt und radikalisiert.

Mit der aktuellen Kreation Nächte unter Tage, zwei Produktionen des Burgtheaters Wien, Theater im Kino und einer Matinée präsentiert die RuhrTriennale Einblicke in das Werk einer Ausnahmeregisseurin.