When Past & Future Collide: Paris 1919 Live
Wenn Kritiker gebeten werden, die besten Werke in der Geschichte der Popmusik zu nennen, dann landet eine Platte regelmäßig auf den vorderen Rängen: Paris 1919. Mit seinem 1973 erschienenen Soloalbum, darüber herrscht bis heute Einigkeit, ist John Cale ein bleibendes Meisterwerk der Songwriterkunst gelungen.
Inmitten von großorchestralen Arrangements entwirft der Artrock-Musiker ein komplexes, auf verschiedenen Zeitebenen angesiedeltes Geschichtstableau. Das amerikanische Fachmagazin Rolling Stone beschreibt Paris 1919 treffend als ein Werk, »das die gesamte europäische Hochkultur durch eine dadaistische Perspektive verzerrt«. Der Kulturkritiker Diedrich Diederichsen geht einen Schritt weiter und nennt das Album den bedeutendsten Liederzyklus seit Franz Schuberts Winterreise.
Mit seinen sehnsüchtig-schwelgerischen Melodien passte Paris 1919 perfekt in das nostalgisch gestimmte Lebensgefühl der frühen 70er Jahre. Im Werk von John Cale markierte das Album, das bis heute sein zugänglichstes geblieben ist, hingegen eine radikale Abkehr von den Experimenten mit Minimal Music und Avantgarde-Rock, die er in den 60er Jahren betrieben hatte.
Nach seinem kurzen Ausflug in romantische Gefühlslagen sollte sich Cale bald wieder härteren Tönen zuwenden und festigte damit seinen Ruf als ebenso genialischer wie unberechenbarer Rock-Performer. Seit seiner Hinwendung zum Buddhismus sind die von Drogenkonsum und Selbstzerstörung geprägten Zeiten, als die Besucher seiner Konzerte mit verbalen und physischen Angriffen rechnen mussten, jedoch endgültig vorbei.
Und so kommt es, dass ein zu alter Schaffenskraft zurückgekehrter John Cale als Abschluss des diesjährigen Konzertprogramms den Dialog mit seinem Frühwerk sucht. Begleitet von seiner Band und den Bochumer Symphonikern wird er das Album Paris 1919 in gesamter Länge zur Aufführung bringen. Im Anschluss gibt es einen Querschnitt durch die künstlerischen Höhepunkte in der wechselhaften Karriere des John Cale.
John Cale – Paris 1919
Von der CD »Paris 1919«
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