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THe REsT Is nOIse - EtAPPe 3 DoRtMuND

Eine gemeinsame Lesereihe der Ruhrtriennale mit dem Schauspiel Dortmund, Schauspiel Essen, Schauspielhaus Bochum, Schlosstheater Moers, Theater an der Ruhr, Theater Oberhausen sowie den Bochumer Symphonikern.

Etappe 3:
Die Kunst der Angst – Musik in Stalins Sowjetunion
Musik für alle – Musik im Amerika Franklin D. Roosevelts

Die dritte Etappe beginnt im Januar 1936. Joseph Stalin betritt seine Privatloge im Bolschoi Theater in Moskau. Gespielt wird Lady Macbeth von Mtsensk, eine düstere, sexuell explizite und gewalttätige Oper von Dmitri Schostakowitsch. Nach dem dritten Akt, in welchem zaristische Polizisten willkürlich Leute verhaften, steht Stalin auf und verlässt das Theater. „Der Zuhörer wird verwirrt mit einem absichtlich vermasselten Lärmschwall“, schreibt die Prawda. Der Komponist spiele ein Spiel, das „ganz schlecht ausgehen könnte“. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde Dmitri Schostakowitsch sowohl als Propagandist für das Sowjetische System bezeichnet, als auch als dessen wichtigstes musikalisches Opfer. Mit dem Komponisten Schostakowitsch betritt eine emblematische Figur die europäische Bühne, und mit ihm die Frage nach dem Verhältnis zwischen Musik und Ideologie.

Im zweiten Teil dieser Lesung begegnen wir den Exilkomponisten im Amerika Franklin D. Roosevelts: Hans Eisler, Douglas Coupland, Arnold Schoenberg. Sie versuchen sich in Hollywood und prägen die Film- und Zeichentrickfilmmusik grundlegend. Wir erfahren, wie sich Tom & Jerry auf Zwölftonmusik jagen, wie die Musik für Walt Disney’s Fantasia ausgewählt wurde und wie Charlie Chaplin Musik für seine geniale Komödien komponierte – und wen er dafür brauchte.

Der Weltbestseller „The Rest is Noise“ des amerikanischen Musikkritikers Alex Ross nimmt uns mit auf eine große, pulsierende Reise in das vergangene Jahrhundert. Eine Reise in das Labyrinth der neuen Musik und ihrer Verbindungen zu den sozialen und politischen Umstürzen des 20. Jahrhunderts. Im Titel klingen die letzten Worte Hamlets an („The rest is silence.“) und im weitesten Sinn das Vorurteil, dass neue Musik nur Lärm sei („noise“). Doch indem wir „das 20. Jahrhundert hören“, so der Untertitel des Buchs, erleben wir auch die Geschichte neu: die großen Persönlichkeiten, die schicksalhaften Veränderungen, die utopischen Träume von 1900 bis in die Gegenwart. Alex Ross führt uns ins Wien der Vorkriegszeit, ins Paris der 1920er Jahre, in Hitlers Deutschland und Stalins Russland. Wir entdecken die New Yorker City in den 1960ern und 1970ern und die futuristische Globalisierung vor der Jahrtausendwende. Das Resultat ist die Geschichte eines Jahrhunderts, erzählt von seiner Musik.

Die Ruhrtriennale wird ein halbes Jahr lang außerhalb der Festivalzeit Station machen in sechs Theatern der Region: im Schauspiel Dortmund, Schauspiel Essen, Schauspielhaus Bochum, Schlosstheater Moers, Theater an der Ruhr sowie im Theater Oberhausen. Die erste Zusammenarbeit der sechs Ruhrgebiets-Theater seit der Kulturhauptstadt RUHR.2010 ist gleichzeitig die erste Kooperation in dieser Form mit der Ruhrtriennale, unterstützt durch die Bochumer Symphoniker. Johan Simons erarbeitet mit seinem Dramaturgenteam sechs neue Etappen seiner erfolgreichen „The Rest is Noise“-Lesereihe, die ihren Anfang bei den Münchner Kammerspielen nahm. Im Ruhrgebiet findet „The Rest is Noise“ von November 2015 bis April 2016 einmal im Monat donnerstags in einem der beteiligten Theater statt. Es lesen die jeweiligen Schauspielensembles, musikalisch begleitet von Mitgliedern der Bochumer Symphoniker und dem Musiker Carl Oesterhelt. Regie führt der Intendant der Ruhrtriennale Johan Simons.

Eine literarisch-musikalische Etappenreise. Durchs Ruhrgebiet, durch die Welt und durch die Musik des 20. Jahrhunderts.

Alex Ross © David Michalek

Besetzung/ Mitwirkende

Piano - Sachiko Hara
Mit dem - Ensemble des Schauspiel Dortmund
Bochumer Symphoniker
Dramaturgie - Jeroen Versteele, Michael Eickhoff

Die Leseabende der Münchner Kammerspiele basierten auf Lesefassungen von Matthias Günther, Julia Lochte, Tobias Staab, Koen Tachelet und Jeroen Versteele.