Bilanz der Ruhrtriennale 2012-2014: Deutlich verjüngtes Publikum begeistert sich für das zeitgenössische künstlerische Programm. Auslastung 2014 weiter auf höchstem Niveau. Neuer Intendant der Ruhrtriennale 2015-2017 wird Johan Simons.
Verleihung der Children’s Choice Awards am 27. September in Duisburg. Ausverkauftes Finale am 28. September mit dem Royal Concertgebouw Orchestra in Bochum.
„Heiner Goebbels hat als Intendant der Ruhrtriennale drei Jahre lang erfolgreich Zuschauer aller Couleur mit neuen und radikal anderen Formen des Musiktheaters zu erstaunen und zu begeistern gewusst.“ Ute Schäfer, Kulturministerin des Landes Nordrhein-Westfalen
„Was die Ruhrtriennale auszeichnet, sind die Wechselwirkungen zwischen Künstlern und Räumen. Sie ermöglichen uns starke künstlerische Erfahrungen und haben für mich oberste Priorität; wo sonst hat man die Freiheit, kompromisslos etwas entstehen zu lassen.“ Heiner Goebbels im Editorial des Programmbuchs der Ruhrtriennale 2014
Heiner Goebbels, Künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale 2012/2013/2014 und Lukas Crepaz, Geschäftsführer der Kultur Ruhr GmbH, stellen heute in Bochum die vorläufige Bilanz der Ruhrtriennale 2014 vor. Die Ruhrtriennale, in der dritten und abschließenden Saison unter Heiner Goebbels, endet an diesem Wochenende, 26.-28. September 2014, u.a. mit weiteren Vorstellungen von Surrogate Cities Ruhr, manger, Monument 0, mit der Verleihung der Children’s Choice Awards in Duisburg und einem Konzert des Royal Concertgebouw Orchestra in der Jahrhunderthalle Bochum. Neuer Intendant der Ruhrtriennale 2015-2017 wird Johan Simons. Die kommende Saison läuft vom 14. August bis 27. September 2015.
Zum Abschluss der Ruhrtriennale 2014 gibt es ein besonderes Angebot: Bei Vorlage eines Tickets der Saison 2014 erhalten Besucher am 3. und 4. Oktober freien Eintritt in die Raumskulptur KUNSTMUSEUM von Gregor Schneider im Kunstmuseum Bochum.
Heiner Goebbels dankte im Rahmen der Pressekonferenz dem gesamten Team der Ruhrtriennale und den Mitarbeitern an den Spielstätten für die hervorragende Arbeit der vergangenen drei Jahre. Sein Dank gilt auch den Sponsoren, Förderern und Partnern, die das Programm der Ruhrtriennale ermöglicht haben (siehe Übersicht im Anhang).
Daten und Fakten zur Ruhrtriennale 2012/2013/2014:
- Besucherzahlen: Für die Saison 2014 wird vier Tage vor Festivalende eine Auslastung von 90% erwartet. Rund 53.000 Tickets wurden vergeben, darunter rund 15.000 erwartete Besucher der Ausstellungen Eine Einstellung zur Arbeit und KUNSTMUSEUM (bis 12. Oktober). Darüber hinaus betraten ca. 20.000 Besucher die frei zugängliche Installation Melt im Landschaftspark Duisburg-Nord. Besucherstärkste Produktion 2014 war Louis Andriessens: De Materie mit 5.000 verkauften Tickets. Insgesamt wurde über die drei Jahre 2012-2014 hinweg der höchste Auslastungsschnitt seit Bestehen des Festivals erreicht. Die absoluten Besucherzahlen sind im Vergleich mit den Vorjahren ebenfalls auf höchstem Niveau.
- Verjüngung: Die Besucher und Besucherinnen der Ruhrtriennale 2012-2014 waren jünger als Besucher der vergangenen Triennalen. Im Jahr 2013 sank das Durchschnittsalter auf 47 Jahre. Das Durchschnittsalter der vergangenen Triennalen lag bei rund 53 Jahren*.
(*Grundlage sind die Ergebnisse der Besucherbefragungen 2002-2014.) - Interdisziplinarität/Auflösung der Grenzen zwischen den Künsten: Die Besucher erlebten zahlreiche Produktionen, die sich nur schwer in gängige Kategorien einordnen lassen. Dabei berührten sich wechselseitig die Ausdrucksformen von Musiktheater, Bildender Kunst, Live Art, Tanz, Performance, Konzert, Video, Film und Installation.
- Der Zuschauer als Protagonist: Zahlreiche neue Formate machten den Zuschauer zum Protagonisten, u.a. Rimini Protokoll: Situation Rooms, Heiner Goebbels: Stifters Dinge / The Unguided Tour, 12 Rooms und William Forsythe: Nowhere and Everywhere im Museum Folkwang, Gregor Schneider: KUNSTMUSEUM, Ryoji Ikeda: testpattern [100m version], Romeo Castellucci: FOLK. und Wojtek Ziemilski: Prolog.
- Zeitgenössische Programmierung: Von 2012-2014 wurde konsequent Musiktheater jenseits des Repertoires der Opernhäuser gezeigt. Alle Werke entstanden in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter die jeweiligen Eröffnungsproduktionen John Cage: Europeras 1&2, Harry Partch: Delusion of the Fury, Louis Andriessen: De Materie sowie Carl Orff: Prometheus, Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, Morton Feldman/Samuel Beckett: Neither, Heiner Goebbels/Mathilde Monnier: Surrogate Cities Ruhr.
- Uraufführungen/Eigenproduktionen: Viele Uraufführungen, Neuinszenierungen und neue künstlerische Arbeiten prägten das Programm 2012-2014. In diesem Jahr waren weit mehr als 150 Veranstaltungen bei 30 Produktionen zu sehen, davon mehr als die Hälfte Uraufführungen, Neuproduktionen und Deutschlandpremieren. Insgesamt wurden 22 Eigen- und Koproduktionen in 2014 an 14 verschiedenen Spielstätten in Bochum, Essen, Duisburg und Gladbeck gezeigt.
- Bildende Kunst/frei zugängliche Installationen: Die Bildende Kunst spielte eine zentrale Rolle in der Programmierung von Heiner Goebbels und seinem Team. Neue Arbeiten von Michal Rovner, Douglas Gordon, Harun Farocki, Matthew Barney und Gregor Schneider wurden an verschiedenen Spielorten gezeigt. Die Ausstellung 12 Rooms zog in 10 Tagen 7.000 Besucher an. Darüber hinaus konnten die Besucher erstmals viele frei zugängliche Installationen besuchen, u.a. von Köbberling/Kaltwasser, Mischa Kuball, Dan Perjovschi und Ryoji Ikeda, dessen test pattern allein mehr als 23.000 Besucher erlebten.
- Urbane Künste Ruhr: Zu den begeistert aufgenommenen frei zugänglichen Installationen 2012-2014 gehören auch die Projekte, welche die neue Säule der Kultur Ruhr GmbH, Urbane Künste Ruhr unter der künstlerischen Leitung von Katja Aßmann, zur Ruhrtriennale beigetragen hat: Rafael Lozano-Hemmer: Pulse Park (2012), random International: Tower (2013) und cantoni/crescenti: Melt (2014).
- RuhrKunstMuseen als Spielorte: Das Essener Museum Folkwang war in jedem Jahr Spielort der Ruhrtriennale (12 Rooms, William Forsythe, Harun Farocki/Antje Ehmann) und wurde mit den sonntäglichen tumbletalks zu einem diskursiven Zentrum. Im Kunstmuseum Bochum, schon früher Partner der Ruhrtriennale, konnte in kürzester Zeit und mit großem Engagement Gregor Schneiders KUNSTMUSEUM realisiert werden.
- Prägende Künstler/Kontinuität: die „Ästhetik für drei Jahre“ wurde vor allem durch Romeo Castellucci, Boris Charmatz, Anne Teresa De Keersmaeker, Mathilde Monnier, Lemi Ponifasio, Robert Wilson und Heiner Goebbels selbst geprägt, an deren künstlerischer Forschung die Besucherinnen und Besucher in allen drei Jahren in vielen Produktionen teilhaben konnten.
- Einbeziehung von Studierenden: Der Festivalcampus bereicherte mit 244 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 34 Hochschulen und 17 Ländern nach 2012-2013 auch 2014 wieder das Festival. Jeweils 50 Festivalpässe wurden von 2012-2014 an Studierende bis einschließlich 27 Jahren mit Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale vergeben und ermöglichte ihnen den Besuch aller Veranstaltungen des Festivals bei freiem Eintritt. Der Rabatt für junge Besucher wurde seit 2012 erhöht: Kinder, Schüler und Studierende erhielten generell 50 % Ermäßigung auf alle verfügbaren Karten.
- No Education: Kontroverse Diskussionen löste das No Education-Programm der Jahre 2012-2014 aus, das Bewegung in die eingespielten Verhältnisse zwischen Kunst, Kind und Bildung bringt und neue Fragen zu Fairness, Ausgrenzung und der Würde des Kindes aufwirft. No Education basiert auf dem unbedingten Vertrauen, dass jeder, unabhängig von seinem Alter, seiner Herkunft und seiner Bildung, ein direktes, unvoreingenommenes Verhältnis zu Kunst entwickeln kann. Die Children’s Choice Awards, die offizielle Festival-Jury, fand mit jeweils rund 100 Schülerinnen und Schüler erfolgreich in allen drei Jahren statt. (siehe die ausführliche Informationen zu No Education in der Pressemappe).
- Neue Veranstaltungsreihen: Die 2012 eingeführten Veranstaltungsreihen der Ruhrtriennale waren in der Abschlusssaison 2014 alle restlos ausverkauft, darunter die Konzerte im Maschinenhaus der Zeche Carl in Essen (klassische Kammermusik und Improvisation & Sound Art), die tumbletalks im Museum Folkwang und die Veranstaltungen der freitagsküche (freitagsküche seit 2013).
- Preise/Nominierungen: Einige Ruhrtriennale-Produktionen wurden über die Children‘s Choice Awards hinaus ausgezeichnet oder nominiert: Rimini Protokoll: Situation Rooms (Einladung Theatertreffen Berlin 2014), No Education (nominiert für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2014), Carl Orff/Lemi Ponifasio: Prometheus (Carl Orff-Preis 2013), Romeo Castellucci: FOLK. (PR Bild Award 2013).
- Entdeckung neuer und Wiederbelebung alter Spielorte: Mit der Kraftzentrale im Duisburger Landschaftspark, der Halde Haniel in Bottrop und der Dortmunder Zeche Zollern wurden 2012-2014 Spielstätten zentral oder reaktiviert, die in den Vorjahren eine kleinere Rolle spielten. Die Eröffnungsproduktion 2014 fand erstmals in Duisburg statt. Mit dem Vorplatz der Jahrhunderthalle Bochum und dem Westpark, dem Gelände von Zeche Zollverein mit dem Sanaa-Gebäude und dem Landschaftspark Duisburg wurde die Topografie insgesamt ausgeweitet.
- Tourtriennale: Die Orte der ehemaligen Industrie wurden zu Produktionsstätten zeitgenössischer Kunst mit weltweiter Ausstrahlung. Viele Eigen- und Koproduktionen der Ruhrtriennale 2012-2014 sind mit der Tourtriennale in den kommenden Monaten weiterhin weltweit zu sehen. 2014 tourte u.a. Harry Partch: Delusion of the Fury nach Genf, Amsterdam und Edinburgh, im Sommer 2015 geht sie nach New York. Heiner Goebbels‘ When the mountain changed its clothing wird u.a. im kommenden Oktober beim Melbourne Festival, Australien gezeigt.
- Internationales Fachpublikum: Mehr als 270 Professionals (Künstler, Produzenten und Theatermacher) aus über 20 Ländern kamen 2014 zur Ruhrtriennale, u.a. aus Argentinien, Australien, Belgien, China, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Neuseeland, den Niederlanden, Österreich, Schweden, Schweiz, Singapur, Südkorea, Taiwan, Tschechien, Russland und den USA.
- Rund 300 akkreditierte Journalisten: Insgesamt haben sich 2014 rund 300 Journalisten aus dem In- und Ausland (18%) akkreditiert. Hervorzuheben sind 2014 die vielen Artikel aus den Niederlanden zu Louis Andriessens De Materie, die nationale TV-Berichterstattung zur Eröffnung (u.a. tagesschau, heute, ttt, west ART) und die Berichterstattung zur Absage des Duisburger Oberbürgermeisters von Gregor Schneiders totlast im Lehmbruck Museum sowie die Eröffnung von KUNSTMUSEUM in Bochum.
- Online-Ausbau: Die Verjüngung des Publikums ging mit einer gestiegenen Nachfrage und dem Ausbau der digitalen Angebote der Ruhrtriennale einher: die Zahl der Homepagezugriffe (eindeutige Besucher) stieg stark, die Zahl der Facebook-Fans konnte von 1.200 (Jan 2012) auf aktuell über 6.200 gesteigert werden, mehr als 2.700 Interessierte folgen den Tweets der Ruhrtriennale. Von 2012 bis 2014 wurden knapp 30 Videointerviews mit Künstlern der Ruhrtriennale geführt, die als Blog auf der Homepage und auf dem Vimeo-Kanal der Ruhrtriennale zu sehen sind. Weiterhin sehr beliebt ist der Newsletter, der mehr als 10.000 Interessierte erreicht.
- Anzeigen- und Plakatkampagne: Die Anzeigen und Plakate der 2012-2014er Triennale wurden mit einer zurückhaltenden Ästhetik konzipiert. Der Logoentwurf stammt von Thomas Mayfried, München, die Art Direction lag bei Aoki & Matsumoto, Frankfurt a.M. Nach Fotografien von Jitka Hanzlová mit Wald-Motiven (2012) und Alessandro Puccinellis Meerbildern (2013) zeigte die Ruhrtriennale auf ihren Plakaten 2014 Satellitenbilder von Landschaften und Naturphänomenen. Die Aufnahmen stammen von Raumstationen der NASA und ESA.
Weitere Informationen zur Akkreditierung sowie Bild- und Textmaterial erhalten Sie im Pressebereich unter www.ruhrtriennale.de
Pressekontakt:
Hendrik von Boxberg, presse@ruhrtriennale.de, +49 (0) 209. 605071 37, www.ruhrtriennale.de
Die Ruhrtriennale wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen sowie von der Europäischen Union – Europäischer Fonds für regionale Entwicklung. Gesellschafter: Land Nordrhein-Westfalen und Regionalverband Ruhr.