Das Gleichgewicht zwischen Film und Musik und der lebendige Austausch beider Künste, wie er sich im Begriff des Ciné-Concert ausdrückt, sind für die Quay Brothers von zentraler Bedeutung. Die amerikanischen Animationsfilmer und Künstler, denen das MoMA New York 2012 eine Retrospektive gewidmet hat, arbeiten in ihren Filmen entschieden musikalisch. Musik ist für sie niemals nur Soundtrack. Ihre Kurzfilme In Absentia und Kwartet Smyczkovy, die in diesem Konzert zu erleben sind, gehen von bereits existierenden Kompositionen aus. In Absentia antwortet auf Karlheinz Stockhausens elektronisch-konkrete Two Couples von 1992/1999. Die hypnotische Bildsprache des Films zeigt fremdartige Landschaften, über die das Licht hinwegzieht, Interieurs in ungewohnter Perspektive, Objekte und Personen in extremen Ausschnitten. Die fragmentierte Erzählweise intensiviert die Assoziationskraft der Klänge wie eine zusätzliche, visuelle Stimme im polyphonen Geflecht.
Kwartet Smyczkovy – im Untertitel Paraphrase auf ›Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten‹ genannt – basiert auf Witold Lutosławskis Streichquartett von 1964. Auf die melodischen Überlagerungen und flackernden Mikrorhythmen der Komposition reagieren die Quay Brothers mit schroffen und gespenstisch zwielichtigen Bildern. In der Uraufführung dieses Kurzfilms tritt das Arditti Quartet live in einen Dialog mit der Projektion.
Zwischen den filmischen Arbeiten spielt das Quartett die Lyrische Suite von Alban Berg, die in ihrem lyrisch-dramatischen Charakter als ›Film zum Hören‹ verstanden werden kann.