John Adams

Der amerikanische Komponist John Adams hat aus Elementen der Minimal Music und der Spätromantik einen kraftvollen, unverwechselbaren Personalstil entwickelt, in dem zarte Lyrik und weit ausschwingende Melodiebögen ebenso ihren festen Platz haben wie große, sich über weite Strecken entwickelnde Steigerungen und wie entfesselt wirkende Klangstürme. Den Schwerpunkt seines Schaffens bilden Werke für großes Orchester und Opern, in denen sich die individuelle klangliche Phantasie und die Instrumentationskunst des Komponisten besonders eindrucksvoll zeigen. John Adams ist einer der erfolgreichsten Künstler unserer Zeit. Seit Jahren schon führen seine Werke die Liste der in den USA am häufigsten aufgeführten zeitgenössischen Kompositionen mit Abstand an.

John Adams wurde 1947 geboren und wuchs an der amerikanischen Ostküste auf. Seine musikalische Ausbildung begann mit gründlichem Klarinettenunterricht - auf diesem Instrument brachte er es bis zur Konzertreife und trat als Solist auf. Von 1965 an studierte John Adams Komposition an der Harvard Universität, ohne dass ihn der dort gelehrte akademische Konstruktivismus künstlerisch befriedigen konnte. Als ihm 1972 eine Dozentur am San Francisco Conservatory angeboten wurde, griff Adams zu und siedelte nach Kalifornien über. Hier übernahm er unter anderem die Leitung des New Music Ensemble und wirkte als Berater der San Francisco Symphony. Gleichzeitig beschäftige er sich intensiv mit der Minimal Music der eine Generation älteren Komponisten wie Steve Reich und Philip Glass. Diese Auseinandersetzung wirkte wie eine Initialzündung auf Adams' Schaffen. Die neu entstandenen Werke wie Phrygian Gates für Klavier (1977) zeigen bereits allgemeine Charakteristika seines Schaffens wie die großzügige, aber nie weitschweifige Formdisposition, die von den älteren Minimalisten übernommene Arbeit mit repetitiven, sich allmählich verändernden Strukturen und die tonal verfasste Harmonik. Dabei gelingen Adams beim Wechsel zwischen verschiedenen Klangräumen immer wieder verblüffende harmonische Wirkungen.
In Expertenkreisen wurde John Adams nun zunehmend beachtet, er fand auch einen Verlag und eine Schallplattenfirma, mit denen er bis heute zusammenarbeitet. Den eigentlichen Durchbruch brachte dann 1987 die Houstoner Uraufführung der Oper Nixon in China. Der internationale Erfolg des Werkes war keineswegs selbstverständlich, werden in ihm doch ungeschriebene Gesetze des Genres ignoriert. Die Handlung der Oper basiert weder auf einer literarischen Vorlage noch spielt sie in einer fernen oder unbestimmten Zeit, sondern in der jüngsten Vergangenheit. Überdies bezieht sie sich noch auf ein konkretes politisches Ereignis, den ersten Besuch eines amerikanischen Präsidenten im kommunistischen China, den die meisten Zuschauer der Premiere noch am Fernseher verfolgt haben. Adams und seinen Mitstreitern, dem Regisseur Peters Sellars und der Librettistin Alice Goodman, mit denen sich eine weitere produktive Zusammenarbeit entspann, gelang es in ihrem Werk, die Ereignisse auf allgemein menschliche Erfahrungen und Situationen hin durchsichtig zu machen und die Zuschauer mit den Protagonisten mitfühlen zu lassen. Nicht zuletzt zeigt John Adams in Nixon in China, wie in vielen anderen seiner Werke, einen in der Musik unserer Zeit seltenen Witz und Humor. Seit Nixon in China hat John Adams eine Fülle von Werken komponiert, die häufig einen konkreten Bezug zum Leben in Amerika haben. Der Rahmen ist dabei denkbar weit gesteckt und reicht von der Inspiration durch die amerikanische Alltags- und Populärkultur bis zu explizit politischen Kompositionen wie dem Chorwerk On the Transmigration of Souls zum Gedenken an die Anschläge vom 11. September 2001.
Seit langem schon tritt John Adams mit einem Repertoire, das um die eigenen Werke zentriert, aber keineswegs auf sie beschränkt ist, als Dirigent auf. Auch die Ersteinspielung zahlreicher seiner Werke hat John Adams selbst geleitet. Im Jahr 2008 erschien seine Autobiographie Hallelujah Junction, die ein glänzendes Presseecho gefunden hat. Für sein Schaffen und Wirken ist John Adams mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt worden.
Im Rahmen des Musikfest Berlin 2012 ist John Adams als Dirigent der konzertanten Berliner Erstaufführung seiner Oper Nixon in China am 10. September in der Philharmonie zu erleben - ein Gastspiel des BBC Symphony Orchestra und der BBC Singers, unmittelbar nach der Premiere der Produktion bei den Londoner Proms.