Spielzeit 26.08. - 09.10.

Schnee in einer Silberschale

Elf Kalligraphien eines japanischen Zen-Meisters

Ausstellung

Zen-Meister

Die chinesische Kalligraphie besteht seit mindestens 2.300 Jahren; die ältesten erhaltenen Zeugnisse sind Schriftzeichen auf Grabsteinen von Königen. Spätestens im 3. Jahrhundert gelangte die Kalligraphie nach Japan und ging dort wie schon zuvor in China tiefe Beziehungen mit dem Buddhismus und der Zen-Tradition ein.

Im Zen wird jemand, der religiöse Erfahrung erlangt, von seinem Meister gebeten, ein Gedicht zu schreiben. Dieses legt seine Einsicht und seine Wirkung, legt ihn als ganzen Menschen dar. Wird etwa das Gedicht in einer Kalligraphie geschrieben, sind nicht nur die Worte Zeugnis des Übenden, sondern auch die Spur der Schrift. In dieser Spur zeigt sich die formlose Form des Dharma; die Wahrheit, wie der Buddhismus sie begreift, findet darin ihren unmittelbaren und individuellen Ausdruck. Wenn wir die Kalligraphien der großen Meister betrachten, treffen wir auf ihre verkörperte Einsicht, die sich unaufhörlich entfaltet, wie auch ihre Kalligraphien im Laufe ihres Lebens. Die Begegnung mit ihren letzten Kalligraphien ist eine wendende Erfahrung.

Im Unterschied zur Malerei gibt es in der Kalligraphie keine Möglichkeit zur Korrektur. Jedes Zeichen wird nur einmal geschrieben. Das Schreiben ist einmalig, unwiederholbar, wie unser Leben. Dies entspricht dem japanischen Sprichwort: ein Treffen, einmal für immer.

»Für die Ruhrtriennale habe ich unter besonderen Bedingungen Kalligraphien geschrieben: Der Pinsel, den ich verwendete, war noch jungfräulich und kannte meine Hand nicht, das Papier, das mir zur Verfügung stand, war mir unbekannt. Dies stellte ein großes Wagnis für mich dar, wie alle Handlungen in unserem flüchtigen Leben. Alle unsere Handlungen sind Kunst, zugleich ist die Kalligraphie eine wesentliche Kunstform. Aus meiner Sicht ist Kunst, Schnee in einer Silberschale zu sammeln; Schnee von den Berggipfeln in die trockenen Brunnen des Tales zu tragen.« (Sasaki Gensô Rôshi)


Öffnungszeiten:
Die Ausstellung kann nach der Eröffnung am 26.August an Vorstellungstagen in der Jahrhunderthalle besucht werden. Das obere Foyer ist jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn geöffnet.

Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale.

Vortrag zur Ausstellung:
Die Kunst der Kalligraphie