Spielzeit 26.08. - 09.10.

Gammler, Zen und hohe Berge

Texte der Beat Generation

Lesung

»Wenn du gehst, sagt ein Zen-Meister, bescheide dich mit dem Gehen. Wenn du sitzt, dann bescheide dich mit dem Sitzen. Aber vor allem zögere nicht!«  / Roland Barthes, Das Reich der Zeichen

Sie waren jung und radikal und forderten das Leben heraus: die Autoren und Autorinnen der Beat Generation. Sie lebten und schrieben für den Augenblick und waren zugleich fasziniert von der Größe und Ruhe der ewigen Natur. Mit dem Zen-Buddhismus, der in den 1950er Jahren die USA erreichte, erschloss sich für einige Autoren eine neue Bewusstseinsform, die das Lebensgefühl ihrer Generation intellektuell und spirituell umfassen konnte. Jack Kerouac und Allen Ginsberg sind nicht nur bis heute die bekanntesten und prägenden Köpfe der Beat Generation, sie gehörten auch zu den großen Förderern des US-amerikanischen Zen-Buddhismus. Kerouac, der 1957 mit On the Road den Roman zur Beat Generation veröffentlichte, war selbst über zehn Jahre als Gammler und Lebenskünstler auf den Straßen und Schienen quer durch die USA unterwegs. Trotz seiner Alkoholsucht waren Askese und Meditation für Kerouac die entscheidenden Quellen seiner Kreativität. Zur Suche nach einer alternativen, nicht-kapitalistischen Lebensweise kam für Allen Ginsberg die literarische Auseinandersetzung mit seiner Homosexualität hinzu. Im prüden Amerika der 50er Jahre provozierte und erregte er die Bevölkerung mit schonungsloser Lyrik und wurde mit seinem Gedicht Howl zum zynischen Porträtisten amerikanischer Kleinbürgerlichkeit. Sexualität, Exzess, Meditation und Zen-Buddhismus schlossen sich für die Beat Generation nicht aus, sondern erzeugten vielmehr kreative Inspiration und bewusstes Lebensgefühl.