Spirit of Islam
Ein Filmfestival der Ruhrtriennale 17.–19. September
Auf allen wichtigen Festivals weltweit feiern Filme aus islamischen Ländern derzeit große Erfolge. Das unabhängige Kino großer Filmnationen wie des Irans und der Türkei bringt ungemein spannende Filme hervor, die überraschende Einblicke in Gesellschaften gewähren - jenseits westlicher Klischees.
Es geht um Spiritualität, Sexualität, Jugendkultur und Frauenfußball, um die Auseinandersetzung mit Tradition und Moderne - alles aus einem Blickwinkel, der nicht vom Westen diktiert wird.
Die Ruhrtriennale möchte mit der diesjährigen Filmreihe den Blick auf diese Entwicklung lenken und im Rahmen eines dreitägigen Filmfestivals ein breites Spektrum aktueller Arbeiten vorstellen. Preisgekrönte Spielfilme und brisante Dokumentationen werden um Publikumsgespräche mit Filmemachern, Autoren und Medienwissenschaftlern ergänzt, einige Filme feiern während dieses Festivals ihre Ruhrpremiere.
In der Kulisse der Industriedenkmäler des Bergbaus und der Stahlindustrie werden unter anderem neue Filme von Nuri Bilge Ceylan und Tanaz Eshaghian zu sehen sein, von der Bosnierin Jasmila Žbanić und der jungen iranischen Regisseurin Hana Makhmalbaf aus der berühmten Filmfamilie. Ebenso wie phantastisches Bollywoodkino mit dem großen Star Shah Rukh Khan und der Film Shahada des jungen Regisseurs Burhan Qurbani, der mit seinem Abschlussfilm das Publikum der diesjährigen Berlinale begeisterte.
Das Herz des Festivals ist die »Filmwirtschaft« im Foyer der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord. Ein Ort des Austauschs: Hier finden die Filmgespräche mit den Regisseuren statt, hier kann man mit anderen Cineasten diskutieren, aber auch gute arabische, persische oder türkische Küche genießen.
Festivalprogramm /
Eröffnung 17. September, 18.30 Uhr
Shahada
17. September, 19.00 Uhr
Im Anschluss Filmgespräch mit Burhan Qurbani
Dramatischer Episodenfilm um muslimische Identität. Drei aus unterschiedlichen Kulturen stammende Muslime im Berlin der Großmarkthallen und Moscheen auf der schicksalhaften Suche nach ihrem Platz im Leben.
Deutschland 2010, 89', Regie Burhan Qurbani
Die große Reise
17. September, 21.30 Uhr
Redas Vater Mohamed ist marokkanischer Herkunft und wendet sich fünfmal täglich zum Gebet gen Mekka. Der in Frankreich geborene Reda spricht weder gut arabisch noch interessiert er sich für den Koran. Reda ist ein typisch französischer Schüler kurz vor dem Abitur. Der Vater zwingt seinen Sohn zu einer gemeinsamen Reise nach Mekka - in einem kleinen Auto. Nach und nach entfaltet die Reise ihr eigentliches Ziel: Die Liebe zwischen Vater und Sohn. Ein berührender Film, der mit vielen Klischees aufräumt, gedreht in Mekka zur Pilgerzeit. Marokko / Frankreich, 2004, 108', Regie Ismaël Ferroukhi
Offside
18. September, 11.00 Uhr
Der Film erzählt von weiblichen Fußballfans in Teheran, die ein Qualifikationsspiel der iranischen Fußballmannschaft für die WM 2006 besuchen wollen, sich dafür aber als Männer verkleiden müssen, denn es ist Frauen verboten, ins Stadion zu gehen. Jafar Panahi beschreibt die Realität in seinem Land mit den Mitteln der Komödie und wurde dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Iran, 2005, 88', Regie Jafar Panahi
Das andere Istanbul
18. September, 13.00 Uhr
Im Anschluss Filmgespräch mit Döndü Kilic
Istanbul - die Stadt zwischen Okzident und Orient - gilt unter Insidern als das schwule Mekka Europas. Der Film zeigt die Auseinandersetzungen junger Menschen unterschiedlicher Ethnien und sozialer Schichten mit ihrer Homosexualität, der türkischen Staatsmacht, dem Militär, der Gesellschaft, ihren Familien - und vor allem mit sich selbst.
Deutschland 2008, 83', Regie Döndü Kilic
Podiumsdiskussion Zeitgenössisches Kino der islamischen Welt
18. September, 15.00 Uhr
Zeitgenössisches Kino der islamischen Welt: Bild, Ästhethik, Perspektive.
Mit: Christina von Braun, Michael Busch, Carolin Emcke, Döndü Kilic, Mark Terkessidis
Be like Others
18. September, 17.00 Uhr
Originalfassung mit englischen Untertiteln.
Die iranisch-amerikanische Filmemacherin Tanaz Eshaghian begleitet mehrere junge Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die sich auf eine Geschlechtsumwandlung einlassen. Während Homosexualität im Iran nach wie vor mit dem Tod geahndet werden darf, können »diagnostizierte Transsexuelle« dank einer von Ayatollah Khomeini erlassenen Fatwa, eines islamischen Rechtsgutachtens, ganz legal Geschlechtsumwandlungen vornehmen lassen: Schwul sein heißt transsexuell sein, denn nur eine Geschlechtsumwandlung bedeutet Leben und Überleben in der islamischen Republik.
Kanada / Iran / GB / USA 2008, 74', Regie Tanaz Eshaghian
Green Days
18. September, 19.00 Uhr
Originalfassung mit englischen Untertiteln.
Das Mädchen Ava hat ein Theaterstück geschrieben, das bislang nicht aufgeführt wurde. Sie gerät mitten hinein in die pulsierenden Menschenmassen des Präsidentschaftswahlkampfes 2009 und befragt ihre Mitmenschen. Veränderung, eine Zukunftsvision liegt in der Luft. Der Dokumentarfilm der jungen iranischen Regisseurin Hana Makhmalbaf zeigt die Massenproteste während des Präsidentenwahlkampfes 2009 aus der Sicht einer jungen Frau. Ausgezeichnet mit dem Brave Prize 2009 beim 66. International Film Festival in Venedig.
Iran 2009, 73', Regie Hana Makhmalbaf
Shahida - Brides of Allah
18. September, 20.30 Uhr
Originalfassung mit englischen Untertiteln
Ein Frauengefängnis in Israel. Hier sitzen palästinensische Frauen ein, die ein Selbstmordattentat planten oder daran beteiligt waren. Die israelische Filmemacherin Natalie Assouline befragt die Frauen nach den Umständen und Gründen für ihre Anschläge. Die meist klugen und gut ausgebildeten arabischen Frauen, viele von ihnen Mütter von mehreren Kindern, decken die Hintergründe ihrer Taten vor der Kamera aber niemals auf. Sie bilden einen hierarchisch-hermetischen Kreis, in dem Interviews und Gesten wie ferngesteuert und kontrolliert wirken. Eine tief beeindruckende Annäherung an ein brisantes Thema.
Israel 2008, 75', Regie Natalie Assouline
My Name Is Khan
18. September, 22.30 Uhr
Der große Bollywoodstar Shah Rukh Khan als autistischer Moslem in den USA, dessen Leben auf Grund des repressiven, politischen Klimas nach dem 11. September aus den Fugen gerät. Khan muss aber unbedingt dem amerikanischen Präsidenten persönlich eine Botschaft überbringen. Großes Kino der Gefühle, dieses Mal zwar ohne Tanzeinlagen, Khans Autismus geschuldet, aber mit allen Ingredienzien einer leidenschaftlichen Bollywood-Geschichte ausgestattet. Im Berlinale-Wettbewerb 2010 außer Konkurrenz. Indien 2010, 145', Regie Karan Johar
Hayat Var - My only Sunshine
19. September, 12.00 Uhr
Die 14-jährige Hayat wächst beim wortkargen Vater und dem asthmatischen Großvater in einem baufälligen Holzhaus im Hafen von Istanbul auf. Die neu verheiratete Mutter hat eigene Sorgen, die fürsorgliche Nachbarin ist völlig distanzlos. Eine visuelle Sinfonie über das ärmliche Leben am Wasser, den Bosporus und seine riesigen Schiffe, die die große Freiheit versprechen.
Türkei / Griechenland / Bulgarien 2009, 121', Regie Reha Erdemar
Drei Affen - Nichts hören - nichts sehen - nichts sagen
19. September, 14.30 Uhr
Bei einem Autounfall schlittert eine Familie in den Abgrund. Fahrerflucht und Untreue lassen die Protagonisten sprachlos in sich selbst eingesperrt zurück. Ein modernes Familiendrama in stilistischer Präzision und atemberaubenden Bildern, in Szene gesetzt von Nuri Bilge Ceylan, einem der wichtigsten türkischen Filmemacher. Ausgezeichnet mit der Goldenen Palme für die Beste Regie in Cannes 2008. Türkei / Frankreich / Italien 2008, 109', Regie Nuri Bilge Ceylan
Persepolis
19. September, 17.00 Uhr
Basierend auf dem gleichnamigen Comic von Marjane Satrapi erzählt Persepolis in eindrucksvoll klaren, abgründigen Schwarzweißzeichnungen die Kindheit und Jugend der Regisseurin während der Islamischen Revolution im Iran. Preis der Jury in Cannes 2007. Frankreich 2007, 95', Regie Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi
Tangerine
19. September, 19.00 Uhr
Im Anschluss Filmgespräch mit Irene von Alberti und Karim Debbagh
In Tanger, dem Tor zwischen Europa und der islamischen Welt, begegnet ein marokkanisches Mädchen einem jungen Paar aus Deutschland. Es entspinnt sich eine vielschichtige Dreiecksbeziehung, in der Geld, Lügen und Prostitution zu Widersachern einer wirklichen Freundschaft oder gar Liebe werden. Ein außerordentlich atmosphärischer Film, der ungeschminkte Einblicke in die Situation der Jugendlichen in Marokko gewährt. Deutschland / Marokko 2008, 95', Regie Irene von Alberti
Na Putu
19. September, 21.00 Uhr
Der neue Film von Jasmila Žbanić, Gewinnerin des Goldenen Bären 2008, ist ein Drama um die junge, westlich ausgerichtete Stewardess Luna und ihren Mann Amar, der einen Job bei einer streng muslimischen wahabitischen Gemeinde annimmt und sich dadurch von seiner Frau entfremdet. Kinderwunsch und unterschiedliche Lebensstile treffen aufeinander und führen zu Konflikten. Ein leiser, genau beobachtender Film, der - wie Shahada - im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief.
Bosnien-Herzegowina / Österreich / Deutschland / Kroatien 2010, 90', Regie Jasmila Žbanic
Produktionsteam
Technik: Harald Frings, Harald Dutsch Adams, Konrad Thomas Anger, Georg Kolacki, Wolfgang Meyer, Martin Rudolph, Ioannis Siaminos, Daniel Teusner, Michael Thieme
Marketing: Benjamin Badstieber, Franziska Eilers, Florian Hartlieb, Rebecca Mansfeld, Sonja Neumann, Valeska Scharpey, Corinna Schöne, Helena Stutzinger-Hartlieb, Lena Tischoff, Aleksandra Wojciechowska
Kasse: Katharina Menne, Marthe Mindt, Kerstin Finkel, Inga Lojewski, Julia Niemand