Spielzeit 26.08. - 09.10.
  • Jahrhunderthalle Bochum

Jahrhunderthalle Bochum

Jahrhunderthalle Bochum

An der Jahrhunderthalle 1

44793 Bochum

Anreise

Die Geschichte der Bochumer Jahrhunderthalle beginnt im Jahr 1903. Zwischen Werkbahn und Hochofenanlage wurde auf dem Gelände des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation eine monumentale Stahlkonstruktion errichtet, die im Jahr zuvor auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf für Furore gesorgt hatte. Ergänzt durch eine massive Backsteinmauer wurde diese Halle das Herzstück der Bochumer Produktionsanlagen und versorgte als Gaskraftzentrale über sechzig Jahre lang die Fabrik und später auch die angegliederten Werke mit Energie.

Die Entwürfe für die Ausstellungshalle und ihre Einrichtung waren im Baubüro des Bochumer Vereins unter Leitung des Baumeisters O. Berndt durch den Architekten H. Schumacher – ebenfalls Beamter des Bochumer Vereins – erstellt worden. Neu war, dass hier nicht auf die sonst übliche Stütztechnik mit Balkenbindern zurückgegriffen wurde, sondern auf bis zum Boden durchgezogene Bogenbinder. In Form und Dekoration erinnerte das Gebäude stark an Kirchenbauten, deren festlichen Charakter es offensichtlich zu imitieren suchte.

Wie andere Hochofenwerke auch, wollte der Bochumer Verein zu einer intensiveren Nutzung der im Hochofen erzeugten Gichtgase übergehen. Diese wurden zur Erzeugung von elektrischem Strom und von Wind für den Hochofenbetrieb genutzt. Als im Ersten Weltkrieg die Stahlnachfrage stieg, wurde die Halle bis 1913 sowohl an der Ostseite durch einen Querflügel als auch an der Westseite durch eine Verlängerung vergrößert. Später folgen als Anbau noch drei Kesselhäuser und ein Gasgebläsemaschinenhaus sowie weitere Verlängerungen bis auf die heutige Größe von 158 Meter in der Länge, 34 Meter in der Breite und 21 Meter in der Höhe. Mit etwa 16.500 Arbeitern erreicht das Werk 1938 die höchste Beschäftigtenzahl. Nach Erwerb der Aktienmehrheit durch die Kruppsche Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG erfolgt 1966 die Fusion zur Friedrich Krupp Hüttenwerke AG, die sich seit 1980 kurz Krupp Stahl AG nannte. Der letzte Hochofen auf dem Bochumer Werksgelände wird Ende der 60er Jahre stillgelegt. Die Maschinen in der damit funktionslos gewordenen Gaskraftzentrale wurden demontiert. Die Halle diente seit dieser Zeit bis Anfang 1991 als Lager und Werkstättengebäude der Krupp Stahl AG. Seit 1988 ist die Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) neue Eigentümerin. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (1989-1999) wurde die Jahrhunderthalle vorsichtig restauriert und erstmals für Ausstellungen, Kultur- und Sportveranstaltungen nutzbar gemacht.

Nach Plänen des Düsseldorfer Büros Petzinka Pink Architekten wurde die Jahrhunderthalle dann ab Februar 2002 zu einem spektakulären Festspielhaus umgebaut. Der einzigartige Innenraum mit seiner morbiden Ausstrahlung ist dabei nahezu unverändert belassen worden. Durch reversible Vorhänge können die insgesamt fast 10.000 qm in drei unterschiedlich große Hallen unterteilt werden. Oberhalb der Kranbahn und in den Giebelräumen wurden Zentralen für die Bühnentechnik eingerichtet. Die bestehenden Kräne und Kranbahnen selbst sind dabei ein zentraler Aspekt des gesamten Bühnenkonzeptes. Sie sind multifunktional einsetzbar – sowohl im Vorfeld beim Aufbau als auch während der Vorstellungen. Um angenehme Temperaturen für den Zeitraum Mai bis Oktober zu garantieren, ist in den Hallenboden eine Dämmung und eine Fußbodenheizung installiert worden.

Wichtigste bauliche Veränderung sind zwei neue Elemente, die die Jahrhunderthalle von außen ergänzen. Auf dem südlichen Vorplatz ist ein vollständig unterkellertes, zweigeschossiges Foyergebäude entstanden. Garderoben- und Aufenthaltsräume für Künstler beherbergt ein sechsgeschossiger Neubau in Verlängerung der Jahrhunderthalle zum Wasserturm hin.

Am 30. April 2003 – 100 Jahre nach ihrer Errichtung als Gaskraftzentrale – wurde die Bochumer Jahrhunderthalle ihrer neuen Bestimmung als Montagehalle für die Kunst übergeben: Mit Racines Tragödie Phèdre in einer Inszenierung von Patrice Chéreau eröffnete Gerard Mortier, Gründungs-Intendant der Ruhrtriennale, seine zweite Spielzeit. Auf Anhieb wurde die Jahrhunderthalle ein Publikumsmagnet. Und die internationale Presse lobte das Gebäude als einen der beeindruckendsten und innovativsten Kultur-Spielorte in Europa.

In dieser Spielstätte läuft: