Von Sonne zu Sonne
Eine Nacht der Schöpfungsmythen – Mit Edith Clever
»... endlich ist die Schöpfung heimgekehrt und darf nun wieder den Witwenschleier antun, den der Tag fortgerissen hat« / Walter Benjamin
Der göttliche Schöpfungsakt ist in den Mythen aller Völker und Religionen mit der Lichtwerdung unauflösbar verbunden, ja, er wiederholt sich täglich, wenn die Sonne versinkt, die sichtbare Welt in das Dunkel gehüllt wird und der Tag in die Nacht übergeht. Aus diesem immerwährenden Wechsel von Helligkeit und Finsternis haben sich die in der Menschheitsgeschichte von Anfang an getrennten Welten von Tag und Nacht, Wachen und Schlafen, Licht und Dunkel, Gut und Böse ergeben …
Die pechschwarze Nacht gehörte bis vor einem Jahrhundert zur stetigen Erfahrung aller Zeitgenossen. Heute müssen wir unseren gewohnten Lebensraum verlassen und zivilisationsferne oder verlassene Orte aufsuchen, um der Erfahrungen einer stockdunklen Nacht noch teilhaftig zu werden. Wer auf den Spuren der Nacht streift, den wird heute wenig der Begriff der inneren Nacht überraschen, der Künstlern aller Epochen auch immer zur Auseinandersetzung mit der inneren Dunkelheit, zu Träumen und der Phantasie des Unbewussten anregte. Beherrscht von dunklen Passagen der Finsternis und verdämmernden unterirdischen Bezirken des Abgründigen kreisen literarische Träume um den tiefsten Urgrund der Welt, in dem die schwarze Nacht den Schöpfungsakt gebiert.
Die überragende Schauspielerin Edith Clever entfacht eine Nacht voller Sonnenaufgänge. Sie liest aus Schöpfungsmythen der unterschiedlichsten Kulturen und Epochen unserer Welt.
Eine Eigenproduktion der Ruhrtriennale. In Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag.