Sing für mich, Tod
Ein Ritual. Für Claude Vivier Von Albert Ostermaier – Musik von Claude Vivier
»Die einzige Stimme, die in mich dringt, ist die des Kindes, das nachts leise und zart zu den Engeln spricht.« / Claude Vivier
Claude Vivier ist eine der rätselhaften Komponisten- persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts. In nur 34 Lebensjahren hinterließ der Frankokanadier Vivier ein umfangreiches und singuläres Werk. Seine Musik ist in ihrer Eigenständigkeit und Spiritualität wie ein Stern an einem schwarzen, leeren Himmel. Am Ende stürzte sich Vivier selbst in diese dunkle Nacht und beendete sein Leben in einer letzten dramatischen Inszenierung. Vivier wird erstochen in seinem Pariser Hotelzimmer gefunden, sein Körper zusammengesunken über einer unvollendeten Partitur, in der er seinen Tod ankündigt: Crois-tu en l' immortalité de l' âme? / Glaubst du an die Unsterblichkeit der Seele?
Ein Mann fasst sein Leben in Musik, gleitet dabei zunehmend vom Leben in die Kunst hinüber und beendet seine Arbeit mit einem Kurzschluss zwischen beidem: dem Gewalttod durch die Hand eines bezahlten Liebhabers. Das Projekt Sing für mich, Tod rekonstruiert das Leben als Kunstwerk und das Kunstwerk als Klangspur zu jenem öffentlichen Begehren, das die Grenzen zwischen Inszenierung und realer Verletzung zu überschreiten sucht.
Der Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier hat für die Ruhrtriennale ein Stück auf der Basis von Viviers Biografie verfasst. David Hermann (Regie) und Christof Hetzer (Raum) entrollen anhand von Ostermaiers Text und ausgewählten Kompositionen den Fall Vivier vor uns. Dazu verwandeln sie die Maschinenhalle der Zeche Zweckel in eine irrlichternde Kunstwelt, in der Vivier seine letzten Stunden zwischen Angst und Einsamkeit, Erinnerung und Visionen durchlebt.
Ein Auftragswerk der Ruhrtriennale mit der Musik von Claude Vivier.