Herzzeit
Ingeborg Bachmann – Paul Celan. Der Briefwechsel und Gedichte. Gelesen von Anne Tismer und Wolfram Koch
»Das Liebespaar, das da im Mai 1948 im besetzten Wien zusammenfand, hatte Schicksale, die so verschieden waren wie nur irgend möglich: Die Philosophie studierende Tochter eines frühen Mitglieds der NSDAP und ein staatenloser Jude deutscher Sprache aus Czernowitz, der beide Eltern in einem deutschen Konzentrationslager verloren und selbst ein rumänisches Arbeitslager überlebt hatte.« / Barbara Wiedermann
Leiden und Leidenschaft prägen den Briefwechsel der beiden großen Dichter der Nachkriegsjahre. Immer wieder kreisen ihre Gedanken auch um das Werk des anderen, um Möglichkeiten des Schreibens, des Sagens und des Verschweigens. Lange sind sie getrennt, nur wenige Treffen gibt es, die sind innig, beschwingt, beseelt.
Missverständnisse häufen sich, Sprache und Schrift sind den beiden Sprachkünstlern keine Hilfe in den Wirren ihrer Liebesgeschichte. Viele Briefe werden nicht abgesandt, sind gescheitert, werden weggeworfen.
Das Ausbleiben von Post führt zu Unsicherheiten, oft kündigen kurze Nachrichten längere Briefe an, die dann nicht kommen. Gemeinsamkeiten werden beschworen, eine lebbare Form der Beziehung wird von beiden Briefpartnern ersehnt – und nicht erreicht.
Bis zum Jahre 1967 werden sie einander schreiben, aneinander denken; nahe Freunde bis zuletzt, Liebende längst nicht mehr. Ingeborg lebt mit Max Frisch, Paul Celan ist mit Gisèle verheiratet. Dennoch bleiben sie einander zugewandt und der Briefwechsel Bachmanns mit Celans Witwe Gisèle über dessen Tod hinaus zeigt die »Unzerstörbarkeit einer besonderen Beziehung, bei allen darin wahrnehmbaren Zerstörungen«.
Eine Eigenproduktion der Ruhrtriennale.