Fluch und Segen

Das vergangene Jahrhundert hat Gott in der westlichen Welt für tot erklärt und die Profanisierung der Lebenswelt auf ihren Höhepunkt getrieben. Der Zeitgeist wehte weitab jeglicher Religiosität, es herrschte abgeklärte Aufgeklärtheit. Das Bedürfnis nach Orientierung in einer flüchtigen Moderne hat jedoch in den letzten Jahren zu einer Renaissance religiöser Überzeugungen und Glaubensformen geführt.

Der moderne Mensch gerät zunehmend in existenzielle Situationen, in denen ethische Fragen nicht nur mit dem Vokabular der Naturwissenschaften beantwortet werden können. Die fortschreitende Zerstörung der Schöpfung, die Bedrohung irdischen Lebens, Fortschritte in den Biowissenschaften und der Gentechnik verlangen nach einer religio (Rückbindung) an eine Auffassung von Welt, die noch geprägt war von Verantwortung gegenüber einem großen Ganzen.

Eine Rückkehr der Religionen führt zugleich in der öffentlichen Debatte zu Fundamentalismen und Missverständnissen unterschiedlicher Glaubensrichtungen – Chancen, die in Begegnung und Zusammenwirken der Weltreligionen in einer immer näher zusammenrückenden Welt liegen könnten, werden nicht erkannt. Die Auseinandersetzungen sind heftig, oft kriegerisch.

Im Rahmen unserer Reihe Rede und Antwort geht das ZEIT FORUM KULTUR unter der Moderation von Josef Joffe unbeantworteten Fragen nach Fluch und Segen der religiösen Renaissance nach.

In Kooperation mit dem ZEIT FORUM KULTUR.