König Lear Von William Shakespeare, neu übersetzt von Marie-Louise Bischofberger, Luc Bondy und Geoffrey Layton, Narrenlieder übertragen von Peter Handke
Lear ist König. Alle müssen sich ihm beugen, aber er möchte auch geliebt sein. Er veranstaltet einen Wettstreit unter seinen drei Töchtern: Als Preis für ihr Erbe sollen sie ihm ihre Zuneigung bekunden. Eloquent entledigen sich die beiden älteren dieser Aufgabe; deren Heuchelei bringt die jüngste dazu, sich zu verweigern. Wutentbrannt verstößt ihr Vater sie und teilt sein Reich unter den beiden anderen Schwestern auf. Die Worte seines Narren, zu ihm als Warnung gesprochen, können ihn nicht mehr erreichen.
Narr Sieh mich als ihn, und dich an seiner Seite -
Der süße und der bittre Narr werden so erscheinen
Der eine buntscheckig, der andere im bleichen Leinen.
Lear Was? Du nennst mich Narr?
Narr All deine andren Titel hast du verschenkt,
Mit diesem bist du geboren.
Lear kann die Narrenkappe nicht mehr ablegen. Aus Schmerz, Trauer und Wut verfällt er dem Wahnsinn. In seinem Sturz aus höchster Höhe in die Hölle der Ausgestoßenen begreift und erkennt Lear, dass der Mensch nichts ist als »ein armes, nacktes zweizinkiges Tier«.
»Lear ist das geheimnisvollste und tiefste Theaterstück der Weltliteratur. Samuel Beckett hat oft darauf hingewiesen, Lear sei unaufführbar, es sei unmöglich, dieses Stück zu inszenieren. Ich bin ganz seiner Meinung und will es dennoch riskieren. Die Geschichte Lears birgt eine zweite Geschichte als Widerspiegelung: Sie erzählt von einem anderen Alten, der von seinem unehelichen Sohn getäuscht, bedroht und dazu gebracht wird, seinen rechtmäßigen Sohn zu verstoßen. Die Verblendeten erleben, wenn sie wieder klar sehen können, keine Erlösung - sterben müssen sie alle, die Guten wie die Bösen. Lear ist ein Drama über das elende Altern und die Unmöglichkeit, die Jugend gerecht zu erleben.«
Luc Bondy
Eine Produktion des Burgtheaters Wien und der Wiener Festwochen.
Mit freundlicher Unterstützung des Theaters Duisburg.