RuhrTriennale
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Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir Fluxus-Oratorium von Christoph Schlingensief

Uraufführung
Bühne:
Thomas Goerge, Thekla von Mülheim
Kostüme:
Aino Laberenz
Licht:
Voxi Bärenklau
Filmmontage, Video:
Heta Multanen
Sounddesign:
David Gierth
Dramaturgie:
Carl Hegemann
 
Mit:
Margit Carstensen, Angela Winkler/Anne Tismer (23.9.), Mira Partecke, Komi Mizrajim Togbonou, Stefan Kolosko, Karin Witt, Horst Gelonnek, Kerstin Grassmann, Norbert Müller, Achim von Paczensky, Klaus Beyer
Sängerinnen:
Friederike Harmsen, Ulrike Eidinger
Komposition, Schlagzeug:

Michael Wertmüller
Korrepetitor, Orgelspieler:

Dominik Blum
 
Mit:
Gospelchor Angels Voices, Kinderchor des Aalto-Theaters
Chorleitung:
Alexander Eberle
Premiere:
21. September
Beginn:
19:30
Vorstellungen:
23., 25., 26., 28. September
Beginn:
19:30
Einführungen:
23., 25., 26., 28. September
Die Einführung beginnt jeweils 45 min vor Spielbeginn
Preise:
einheitlich
30 €

Ein Erweckungserlebnis ohne Erlösung. Aus dem Schlaf hochschrecken und spüren, dass jemand Fremdes ins eigene Haus eingedrungen ist. Aus einem Alptraum erwachen und feststellen, dass man gar nicht geschlafen hat. Die Geborgenheit ist gestohlen, es wird heiß, es wird kalt. Man ist nicht mehr allein in seinem Körper, Unbekanntes hat sich eingenistet. Das Gefühl, dass man nichts fühlt, ein modriger Zustand, eine Verformung vielleicht. Ein Schmerz, der noch mal so weh tut, weil man ihn nur erahnt. Löcher werden gerissen, Erinnerungen verloren. Alles ist hier, nichts ist jetzt. Man ist sich seiner selbst beraubt, eine leere Monstranz.

Der Künstler Christoph Schlingensief hat sich mit dem plötzlichen Einbruch des Realen auseinandergesetzt. Sein Fluxus-Oratorium verkehrt die Vorzeichen: Aus Opfern werden Täter, aus Gejagten Jäger. Das Fremde wird Freund und das Vertraute zum Rivalen, weil man es nicht mehr fassen kann.

Angst ist der Fels, auf den Schlingensief seine Kirche baut. »Die Angst in mir ist die Angst vor mir«, schreibt er in den Notizen einer Reise, an deren vorläufigem Ende und in weiter Ferne niemand anderes auf ihn wartet als er selbst. Der Weg zum Altar führt nicht durchs Mittelschiff. Er führt durch die Katakomben und auf den Glockenturm, in den Beichtstuhl - und immer wieder ins Oratorium, den Betraum. »Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum habe ich mich verlassen, mein Gott?«

Für die Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord wird Christoph Schlingensief einen Kirchenraum gestalten und in einer Aktion die 2003 von ihm mitbegründete Church of Fear reformieren; eine seiner Thesen: »Die Kirche der Angst vor dem Fremden in mir ist eine Ein-Personen-Kirche, in der wir uns alle treffen.«

Mit Musikern, Darstellern und Angstspezialisten aus verschiedenen Kulturen entwirft Schlingensief Bilder, Litaneien und Rituale, die dem Eindringling nachspüren und mit dem Fremden bekannt machen, das man selber ist.

Verlinkung zur Webseite Eine Kirche der Angst von Christoph Schlingensief.

Eine Produktion der RuhrTriennale.