RuhrTriennale
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Pressestimmen

VA Wölfl

Westdeutsche Zeitung
Wölfl wickelt in bestechender formaler Strenge einen Abgesang auf den Unfrieden unserer Zeit ab, Popkultur und Kultur allgemein werden als fadenscheiniges Deckmäntelchen dekonstruiert, hinter der eine eisige Fratze lauert.

Ruhr Nachrichten
Auf diese Idee ist selbst TV-Einrichtungsgöttin Tine Wittler noch nicht gekommen: ein Raumtrenner aus Skeletten. Die Knochen-Gardine schiebt sich im Laufe der Vorstellung zwischen Darsteller und Publikum. Ein Abend, so minimal wie radikal.

Rheinische Post
Gute Laune im Angesicht des Todes, am besten mit Musik - das Radio lebt, vor allem das Radio für Soldaten. Die Sender der Briten und Amerikaner kennt man auch hierzulande. Sie verbreiten Geräusche vom Krieg - auf dem Balkan, in Afrika, im Irak - auf indirekte Weise. So ein Sender verstört nicht, sondern tröstet, indem er unterhält. Dieses Phänomen auf künstlerische Weise aufzugreifen und zum Sinnbild auch der Kunst zu machen, das ist VA Wölfl mit Neuer Tanz gelungen.

Courasche oder Gott lass nach

Neue Westfälische
Gespielt werden die drei Couraschen von einem begeisternden Trio vitaler Schauspielerinnen - Julischka Eichel, Barbara Nüsse und Anna Franziska Srna, die gelegentlich anrührend in der Gewissheit des gemeinsamen Frauenschicksals über alle Zeiten hinweg zusammenfinden. Der Philharmonia Chor Wien stimmt Lieder vom 17. Jahrhundert bis zum Schlager an – herzerwärmend von fern her, entschwindend oder aufsteigend und nah.

Westfälische Nachrichten
Die Regisseurin betont die Schlichtheit, ja Schäbigkeit. Die drei Hauptdarstellerinnen spielen außerordentlich nüchtern und bekommen einen verblüffenden Kontrapunkt, einen achtköpfigen Männerchor: Das Vokal-Ensemble des Philharmonia Chors Wien singt vom Tanzen und Springen und vom Maien – spielt aber Männer, die sich neugierig im Bordellviertel umschauen. Der Kontrast beschwört den Geist der Heuchelei, der mit der Prostitution einhergeht. Die Uraufführung dauert nur fünf Viertelstunden - aber sie hat es in sich. Weder das Stück noch die Inszenierung hebt den moralischen Zeigefinger.

WAZ
Die Duisburger Gebläsehalle ist ein traumhafter Ort für dieses Spiel, die Inszenierung von Stephanie Mohr bezieht ihn ein und nur hier, scheint es, gehört sie hin. Die Schatten der vermauerten Bogenfenster umrahmen Stapel von Kleidungsstücken, sie liegen gefaltet am Boden, Pfade führen hindurch wie durch ein Labyrinth. Da versinkt, wer gerade nicht spielt: denn diese Courasche ist dreifach wie die Göttinnen in den Mythen.

Neues Deutschland
Genazinos theatralischer Impuls ist nicht eine Dramatik, die Widersprüche gegeneinander treibt, sondern eine Melancholie, die von Widersprüchen tief traurig eingefärbt ist und der Kultur des Männliches ein entsetzliches Urteil spricht. Ein Urteil aus Erzählung, Litanei und höhnischer, frierender, vereinsamter Erinnerung. Und derart gültig bitter eingetönt, dass dieses Erinnern auch schon sämtliche Zukünfte einschließt – in denen, wie bisher, keine Menschen vorkommen werden, sondern nur Männer. Und natürlich Krieg. Wahre Liebe bleibt in solcher Welt nur der launische, untröstliche, flüchtige Geist, dem kein Auge folgen, den keine Hand greifen kann. Herzlicher Beifall für fünfundsiebzig Minuten dunkel-tapferer Beschwörung von elementarer Lebenslust, einer geträumten, verletzten Lust freilich, die abgedrängt wurde in kalte Gier, die überleben helfen muss. Ein spröder Abend, eine im kruden Wort bedachtsam bleibende Inszenierung.

Unter Eis

Die Welt
Man freut sich. Endlich mal keine Oper mit Mythen, Griechen, Römern, germanischen Göttern, verblasstem, mehr oder weniger historischem Personal. Sondern mit Dax-Menschen von heute, erfrischend gefühllosen Spekulanten, Abzockern, Börsenhaien. Falk Richter durfte als sein eigener Ur-Inszenator optisch in die Vollen greifen. Denn die Ruhrtriennalen-Mannschaft beherrscht inzwischen souverän die szenische Urbarmachung ihrer Hallen. Eine musikalische Farce, erfrischend zynisch, aber mit einem liebevollen Herzen.

dpa
Mit der Uraufführung gehen Jörn Arnecke und Falk Richter thematisch neue Wege für das Musiktheater: Mitten im von Arbeitslosigkeit betroffenen Ruhrgebiet geht es um die hohlen Phrasen der Effizienz-Berater, Personalabbau und die Albträume der Betroffenen. Das Ganze in der Jahrhunderthalle, einer riesigen ausrangierten Industrieanlage … : Das Publikum reagierte mit minutenlangem begeisterten Beifall.

FAZ
Mit Intensität schwingt sich der Bariton Markus Brück aus tonlosem Sprechgesang zu eindrucksvoller, durch starke Intervallsprünge beschwerte Belcanto-Klage auf. Die Figur des Paul Niemand wächst und gewinnt in der Oper, erreicht Tragödienformat mit exemplarischem Faltenwurf. Der famose Schauspieler André Szymanski ist ein artistischer Sonnenschein und sein Partner Thomas Wodianka als Glasenapp verwandelt sich am Ende, auf seiner kleinen tonalkomponierten Insel als Musical-Star, sogar in einen Schnulzier mit allerschönstem Brio. Und Alex Harb erfand eine Bühnen-Raum-Installation, die das Publikum buchstäblich hineinnimmt in das Stück, es bis zum atemraubenden Ende nicht mehr aus dem Griff lässt.

Süddeutsche Zeitung
Es gibt einen Moment, den schönsten des ganzen Abends, in dem der hermetische Raum sich öffnet. Wenn die jungen Berater mit ihren Phrasen sich in einen surrealen Wahnsinn steigern, gleitet ihr Podium lautlos durch die geöffnete Rückwand, hinaus auf eine spiegelglatte Wasserfläche unter dem weiten Dach der Jahrhunderthalle, wo Niemand im wahrsten Sinne des Wortes aussteigt und abtaucht. Immergleiche chromatische Tonketten trudeln ihm durch den Kopf, bis am Ende der Mann ausgelöscht ist und nur noch das Kind (der wunderbare Knabensopran Alexander Niessen) übrig bleibt.

Merlin oder Das wüste Land

NRZ
Eine groteske, hinreißend gespielte Apokalypse. Das Publikum konnte einen in jeder Hinsicht blutvollen Theaterabend bejubeln.

Rheinische Post
Der Maler wirft Farbe gegen Leinwand, zertrümmert einen Stuhl. Hilft alles nichts. Erst als Menschen aus der Kulisse krabbeln, Musik sich in die Szene schleicht, da hat der Maler sein Material gefunden: Sein Atelier wird zur Bühne, Bilder entstehen im Spiel - ein verrätseltes, wuchtiges, bisweilen auch witziges Menschheitstheater beginnt. So leuchtet Johan Simons wie ein besorgter Arzt gezielt an jenen Stellen in den reichen Stoff aus Artus-Sage und Parsifal-Mythos, an denen es schmerzt.

Tagesspiegel
Auf dieser vermüllten Riesenbühne, mit zwei Flügeln, einer Hammondorgel und drei alten Synthesizern erschafft Merlin alias Wim Opbrouck König Arthur und Lancelot, Ginevra und Parzival und viele mehr. Mit ein paar alten Stühlen, indem er einfach erzählt, unübertrefflich erzählt, mit sanftem belgischen Akzent. Merlin macht aus Artus einen König mittels einer grünen Plane, aus Artus wird wiederum sein Freund und Nebenbuhler Lancelot, mittels zwei Sandsäcken auf den Schultern und einem alten Helm. Königin Genevra üppig in blaues Plastik gehüllt, und alle tragen graue Werkanzüge, das Grundkostüm. Die Kostüme sind zauberhaft (von Valentine Kempynck mit Myriam Van Gucht), kongenial zur Inszenierung: Mit einfachsten Mitteln entsteht eine Figur, eine Welt. Zertrümmert Merlin einen Stuhl, um ihn zu "dem gefährlich Sitz zu machen", auf dem nur der Finder des Grals sitzen kann, ohne zu sterben, sehen wir Kreativität. Baut Ginevra die Burg Joyeuse Garde aus drei Schemeln mit einer Zinne aus zerbrochenen Ziegelsteinen und hockt sich dahinter, sehen wir Einsamkeit. Bespritzt Mordred seine triebhafte Mutter Morgause mit einer Flasche Wasser, so ihren letzten Geschlechtsakt simulierend, sehen wir Grausamkeit.

Next level Parzival

NRZ
Ein glänzend komponiertes und schnell gespieltes Stück, das hintergründige Unterhaltung mit differenziertem Kulturpessimismus vereint.

WAZ
Die Ruhr Triennale hat mit Next Level Parzival kunstvoll und schlitzohrig Grenzen gesetzt. Das Stück entlässt jeden ratlos, begeistert, belustig und ergriffen. Alles gleichzeitig. Eine faszinierende Kombination.

Westfälische Rundschau
Stellvertretend für die Darstellerinnen und Darsteller, die mit athletischem Einsatz die Bilderwelt der Computer zur häufig überaus amüsanten Bühnenwirklichkeit machten, sei Parzival-Darsteller Sandro Tajouri genannt. Nackt und sprachlos zunächst in die Welt gesetzt, gibt er der von keiner Zivilisation gebremsten animalischen Gier des Regellosen mit ganzer Präsenz Gestalt.

Welt Kompakt
Glänzend komponiert, rasant gespielt … Autor Tim Staffel erweist sich hier als scharfsinniger Beobachter und origineller Konstrukteur.

Westfalenpost
Die Jugendlichen laufen mit ihren Avataren durch die Kämpfe, unterstützen sie, zerren sie manchmal beiseite. Die aktionsreichen Bilder spiegeln die Faszination dieser Spiele, die einen hinein ziehen in ihre Welt und den Blutdruck steigen lasen. Das authentische, kraftvolle Spiel der Kinder wie der Profis gibt der Uraufführung eine gewaltige Kraft.

Süddeutsche Zeitung
Mit atemberaubender Präzision lässt Trainer Klaus Figge die zum Leben erweckten Computerspiel-Figuren durch den dunklen Raum springen und stürzen (Bühne: Muriel Gerstner). Ein schweißtreibendes Action-Spektakel mit ausgeklügeltem Soundsystem (Lars Wittershagen). Und mehr als nachgespielte Computeranimation, denn Autor und Regisseur lassen die jungen Zocker ihren zweiten Ichs auf Schritt und Tritt folgen, sie mit neuen Befehlen - Slash! Enter! - Angriffe starten und abwehren … Nicht mehr zu wissen, was nun real, was virtuell sein soll, macht den Reiz des entfesselten Spiels aus … Next Level: Leben.

Corpus Delicti

NRZ
Ein großartiges Ensemble, eine Regie, die ihm vertraut, ein Stück, das ohne Bühnenturnerei und Effekthaschen auskommt und doch eine Menge zu bieten hat: Geschliffene Sätze, Höhenflüge und Bruchlandungen, Duelle mit Keule und Florett, Zuspitzungen und Überraschungen, die wie des Königs reitende Boten ins Spiel galoppieren und den geordneten Denk-Prozess über den Haufen reiten.

Süddeutsche Zeitung
Juli Zeh schrieb eine moderne Hexenjagd. Und schrieb viel mehr: eine hoch spannende Dystopie unseres kollabierenden demokratischen Wohlfahrtstaates in einer Science-Fiction-Zeit 2057.

Frankfurter Rundschau
Anja Gronau kann dichte Szenen aus dem Nichts entstehen lassen, Schauspieler in großer Konzentration blühen lassen. Sie hat die Souveränität, mit deutlichen Strichen und präziser Schauspielerführung zum Kern der Charaktere vorzudringen und eine ebenso mitreißende wie satirische Geschichte zu erzählen.

Westfälische Rundschau
Es liegt sicher nicht wenig an dem relativ kleinen Raum und der daraus resultierenden Nähe zu den Akteuren, die Corpus Delicti zu einem intensiven Erlebnis machen. Vor allem aber liegt es an Anne Ratte-Polle, die der Passion der Mia bis hinein in die High-Tech-Folterkeller des Gerichts Ausdruckskraft verleiht.

Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen

Neue Ruhr Zeitung
Peymann hat die Hosen an. Zusammen mit seinem Haus-und-Hof-Dramaturgen Hermann Beil, der mal Peymanns Sekretärin, mal Thomas Bernhard und mal sich selbst gab, spielte Peymann den Text vom Blatt - so präzise und punktiert, wie es ein Regisseur seinem Schauspieler vormacht.

WAZ
Sie sind umwerfend. Peymann demonstriert großartig Selbstverachtung, spielt sich ignorant verbissen und töricht eitel. Kokett spitzt er das Mündchen, als Beil von seinem Albtraum erzählt: Er habe ihm vergiftete Erbensuppe zu essen gegeben, aber er, Peymann, habe überlebt. Der reckt den Hals und sonnt sich im Lichte des Verhassten, der den Hass überlebt hat. Man möchte ihn dafür küssen.

Westfälische Rundschau
Das Bochumer Publikum kam am Sonntag dank der Triennale in den Genuss, jenen Mann erstmals als Schauspieler zu erleben, der das Theater an der Königsallee einst in die Bundesliga der deutschen Bühnen geführt hat. Ein hübscher Spaß in Brettl-Manier. Langer, warmherziger Applaus, bei dem auch eine Portion Dankbarkeit zu spüren war.

Casta Diva

Ruhr Nachrichten
Ein Stimmwunder hat der Triennale eine Sternstunde des Belcanto- Gesangs beschert. Das Dortmunder Orchester machte unter Ralf Weikert einen glänzenden Eindruck: So federleicht, quirlig und genau hört man Rossinis Ouvertüre zur Diebischen Elster selten. Ein großer, leider einmaliger Abend der Triennale.

NRZ
Edita Gruberova verwöhnte in den extrem schwierigen Belcanto-Highlights aus Donizettis "Lucia di Lammermoor und Roberto Devereux sowie Bellinis Norma und Beatrice di Tenda mit müheloser Koloratur-Artistik, bruchlosen Legato-Bögen, einer atemberaubenden Pianissimo-Kultur, und einer gewachsenen gestalterischen Intensität, die ihre Klasse als Künstlerin und nicht nur als kühle Perfektionistin bestätigte. Lektionen vollendeter Gesangskultur, an denen sich das Publikum nicht satthören wollte.

WAZ
Die slowenische Nachtigall heißt Edita Gruberova. Sie kann trillern und zwitschern. Und als weitere Zugabe schaute auch sie in den goldenen Vogelkäfig und sang Alex Alabieffs Die Nachtigall. In der Bochumer Jahrhunderthalle konnte man eine Stecknadel fallen hören. Ovationen über Ovationen danach.

Süddeutsche Zeitung
Und dann steht noch Mario Adorf mit schlohweißem Bart auf der Bühne … Mit seinem Vortrag von Hans Christian Andersens Märchen Die Nachtigall schafft Adorf eine Normalität, die dem Abend gut bekommt. Denn immer wenn die Geigen schweigen, verwandelt seine hemdsärmelig-knorrige, gemütlich gurgelnde Art die festliche Gemeinde in eine Schar aufmerksamer Kinder. Dann lauschen wir ihm willenlos, wenn er im Märchen von Kunst und Künstlichkeit, von Natur und Mechanik erzählt. Und fühlen uns zum Schluss wie der an der Musik genesene Kaiser von China.

Requiem für eine Metamorphose

WAZ
Eine der konsequentesten Inszenierungen der RuhrTriennale stellt letzte Fragen. Mit vielen Stilformen und Schwermetall-Musik entsteht ein überbordendes Memento mori. Ein beeindruckender Bilderrausch.

Rheinische Post
Es ist ein effektvoller Bilderstrom, durch den Fabre seine Zuschauer schickt, ein Trauerzug der Assoziationen, umspielt von der Musik des ebenfalls aus Belgien stammenden Komponisten Serge Verstockt. Der lässt elektronische Orgeln, E-Bass und E-Gitarren schwere Klangteppiche in die Jahrhunderthalle rollen. Manchmal werden diese Klanggebilde so krachend laut, dass es schmerzt. Dann wieder ist nur Atem zu hören, das Luftholen eines Tubisten durch sein Instrument. Fabre liebt harte Schnitte.

NRZ
Zu Beginn räkeln sich Nackte aus Gladiolenbergen heraus und zelebrieren eine alptraumhafte Auferstehung. Eine Frau mit Seziermesser geht von einem Katafalk zum nächsten, ritzt, wie ein Pathologe, die Körper auf. Danach schlüpfen die 25 Darsteller samt Musikern aus ihrer Haut, schreien Todesängste heraus, mit Wurst-Gedärmen als Schlingen um den Hals gelegt, und verwandeln sich immer wieder neu. Sie krümmen sich vor Schmerzen, röcheln und winden sich, vereinen und trennen sich. Die alte Einheit von Eros und Thanatos. Man denkt an überlieferte Totentänze und Höllenfahrten alter Meister, manchmal an Bilder von Hieronymus Bosch.

Le vin herbé - Der Zaubertrank

FAZ
Beide Hauptdarsteller sind rührend jung und höchst beweglich in ihrer Gestensprache, hinreißend aber vor allem in der vibratoarmen Linienführung des Gesanges. Ein hohes Lob, das pauschal auch für die übrigen zehn Sänger gilt, sei es in ihren solistischen Passagen, sei es in den enorm bewegten, tumultuösen Tuttipassagen… Die klare, strenge Partitur, die so zwingende musikalische Effekte zeitigt, verlangt von allen Beteiligten, auch von den oftmals colla parte begleitenden Streichern sowie dem Pianisten ein Höchstmaß an Präzision. Der Dirigent Friedemann Layer hat es den Musikern der Jungen Deutschen Philharmonie abgefordert. Das Ergebnis war brillant… Eine famose, im wahrsten Wortsinn vollendet gerundete Deckersche Inszenierung.

Kölner Stadtanzeiger
Tiefe statt Breite: Tristans Weg etwa spielt unverkennbar auf die Passion an, sein Schwert wird zum Kreuz. Es gibt hier kein Klein-Klein, sondern nur eine antikische Schwarz-Weiß-Wucht der Bilder. Decker hat es geschafft, ein Stück, das sich über Strecken gegen eine Visualisierung zu wehren scheint, genau und kraftvoll in Szene zu setzen.

Westdeutsche Zeitung
Das junge Ensemble unter der Leitung von Friedemann Layer singt und spielt mit höchster Konzentration. Dass die Gebläsehalle im ehemaligen Duisburger Stahlwerk mit ihren Rundbogenfenstern wie eine Kirche wirkt, verstärkt noch den spirituellen Eindruck dieser Aufführung, die besonders in ihren leisen Momenten beinah verzaubern kann.

WAZ
Der große Regisseur Willy Decker und sein Ausstatter Wolfgang Gussmann haben das Werk auf eine bezwingende Weise verdichtet. Dieses Traumspiel kommt uns nah und ist doch irgendwie erdenfern. Das Publikum zeigte sich spürbar berührt und während der pausenlosen hundert Minuten höchst konzentriert. Der Applaus war enthusiastisch.

Century of Song: Mory Kanté, Dhafer Youssef, R. A. Ramamani

WAZ
Die Eröffnung der RuhrTriennale mit Century of Song … das kam elegisch und rhythmisch daher, virtuos und von raffinierter Einfachheit. Zum Schluss tanzte das Publikum zwischen den Sitzreihen – ein Triennale-Auftakt mit besten Noten.

Neue Ruhr Zeitung
Harmonie ohne Grenzen: Alle Künstler interpretierten auch einen Song aus dem westlichen Repertoire. Da baute Ramamani ihre Melisma-Improvisation in George Gershwins "Summertime" ein, dass man an den Übergängen Gänsehaut bekam.

Ruhr Nachrichten
Ein berauschenden Fest der Töne und Klänge. Mit Auftritt des Tunesiers Dhafer Youssef wurde das musikalische Spektrum um ungeheure stimmliche Artistik und das feine Spiel der Oud bereichert. Famos auch das Erscheinen des Sängers Mory Kanté aus Guinea: Flirrend-hohe Töne aus seiner Kora, einer westafrikanischen Stegharfe, verbanden sich mit dem wunderbar virtuosen Balafon-Spiel seines Mitstreiters Adama Condé.

Sauser aus Italien. Eine Urheberei (Salzburger Festspiele)

Salzburger Nachrichten
Marthalers Theater ist hinreißend überflüssig. Das genau ist auch seine Qualität: der Luxus des Garnichts, das viel und im besten Falle alles ist. Genau wie Scelsis Musik. Also sind Marthaler und Scelsi ein Traumpaar. Das Premierenpublikum signalisierte mit einhelligem Applaus: Herzlichen Glückwunsch zur Vermählung.

Süddeutsche Zeitung
Als der im Stücktitel versprochene "Sauser" jedenfalls, als junger Wein, kann Scelsi nicht mehr durchgehen. Er ist längst zu einem angenehmen Tropfen gereift.

Tagesspiegel
Marthaler erzählt zehn Bildgeschichten zu zehn Werken Scelsis, die vom Klangforum Wien mit aller nur denkbaren Hingabe gespielt werden. Die Darsteller – grandios besetzt von Bettina Stucky über Joseph Ostendorf bis Graham J. Valentine - sprechen zwar da und dort Texte, vielleicht sogar von Scelsi, haben aber im Grunde keine Dialoge. Meistens herrscht Stille zur Musik und stumme Aktion - bisweilen im Zeitraffer, so dass eine bestürzende Gegenrhythmik entsteht.

Stuttgarter Nachrichten
In fröhlicher Unbekümmertheit setzt sich Marthaler über alle Vorgaben hinweg und entfaltet einfach wieder sein hypnotisierendes Langsamkeitstheater. Mit Schweizer Präzision führt uns Marthaler in sein Reich der subtilen Komik ein.

Hannoversche Allgemeine Zeitung
Überhaupt wird wenig geredet an diesem Abend, der trotz der vielen Musik sehr still ist. Manchmal bleibt die Zeit stehen, dann schaut man vielleicht zur Seite in die alte Halle und sieht den alten Umformer still vor sich hin rosten: eine riesige Maschine, die früher aus Gleichstrom Wechselstrom gemacht hat - oder umgekehrt. Jetzt stehen die riesigen Schwungräder still. Man denkt: "Wie wichtig das alles mal war", und schaut einer Fledermaus hinterher, die im Scheinwerferlicht Spektakel macht. Das war die einzige Unruhe des gut zweistündigen Abends. Und am Ende gaben die Zuschauer erhebliche Lebenszeichen - Herz und Hände für Marthaler.

Neue Ruhr Zeitung
Wunderschöne Momente scheinen auf, wenn Marthaler gewohnt subtil Bild und Musik verknüpft und die Integrität der Musik nicht antastet. Großer Beifall.

Financial Times London
The decaying glory of the vast hall is just right for Duri Bischoff's scurrilous set, a loving reconstruction of all that is hideous about concrete functionalist Italian holiday architecture… The music is the main event of this 130-minute excursion into a world of understated insanity. At the end of the evening, Scelsi remains a rugged loner, a maverick with a fascination for overtones and his own peculiar universe.