RuhrTriennale
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Theaterakademie für Kinder

Schirmherrschaft: der Präsident des Deutschen Bundestages,
Dr. Norbert Lammert

Das Theater kann etwas, das einem einzelnen Menschen manchmal schwerfällt. Es kann eine persönliche Erfahrung zu einer spannenden Szene oder einem starken Bild verdichten und damit sagen: Ich liebe dich, aber dich zum Beispiel lieb ich nicht. Und schon sind wir mitten im Drama. So erfindet das Theater unablässig Geschichten. Komische, traurige, absurde und solche, die unserem täglichen Leben sehr nahekommen. Dabei kann es einen Raum schaffen, in dem Spieler und Zuschauer erfahren, dass sie der Wirklichkeit kreativ begegnen können.

Die Theaterakademie ist eine Schule der sinnlichen Erfahrung, in der Kinder und Jugendliche erleben und erproben, dass sie sich mit Verhältnissen und Situationen nicht einfach abfinden müssen, sondern sie gestalten können. Mit kleinen Gesten oder großen Zeichen. Beobachtend, fragend und experimentierend.

Künstler-Professoren der Theaterakademie entwerfen Räume, darunter Bühnenräume, Klangräume, Bewegungsräume, Handlungsräume, Räume aus Licht und Räume aus Fantasie. Und da Reisen zum Lernprinzip der Welt- und Kunsterfahrung gehört, laden wir alle Studenten zu einer Exkursion in die Jahrhunderthalle Bochum ein.

Vorlesungsverzeichnis

Bring mich zum Lachen

9. September: 11:00 Uhr
Graham F. Valentine: Komik


Graham F. Valentine studierte an der Jacques Lecoq-Theaterschule in Paris, einer der wichtigsten Anlaufstellen für Schauspielschüler aus aller Welt. Seit vielen Jahren arbeitet er als freier Künstler für Theater und Film in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er wirkte schon in den frühen Produktionen Christoph Marthalers mit. In der Theaterakademie wird er über die Rolle des Komikers und Clowns sprechen, über die Geschichte dieser Gestalt, die viele Namen hat, ein trauriges Wesen und eine lachende Maske: Hanswurst, Narr, Pierrot, Dummer August, Weißer Clown - egal wie sie alle heißen, gemeinsam bleibt, dass sie die Lacher und am Ende auch ein Quantum Glück und Erkenntnis auf ihrer Seite haben.

Zwischen Denkfabrik und Papierkorb

16. September: 11:00 Uhr
Hermann Beil: Dramaturgie


Was macht ein Dramaturg? Die Antwort zählt eindeutig zu den Rätseln, die die Welt schöner machen. Zu ihren Betriebsgeheimnissen gehören ihre mächtigen, manchmal nur launisch geordneten Bibliotheken, ihre losen Notizzettel, ihre rausgerissenen Zeitungsartikel, ihre Fahr- und Flugpläne, ihre Gespräche und Telefonate im diplomatischen Dienst, ihre Spuren, Zeichen und Kurznachrichten im Netz, ein nichtausgepackter Koffer und die schwankende Adresse bei stabilem Interesse an der Welt, die sie umgibt. Mit einem Satz: Ihr Betriebsgeheimnis ist die chronische Neugierde, gepaart mit literarischem Sachverstand und kritischem Blick. Hermann Beil, dessen Arbeitsbiografie seit Jahrzehnten eng mit dem Theater von Claus Peymann verbunden ist, spricht über einen Beruf für bewegliche Persönlichkeiten, deren Antennen unablässig auf Empfang geschaltet sind, aber naturgemäß in der entscheidenden Sekunde selbst zu senden vermögen.

Diva und Drossel

23. September: 11:00 Uhr
Christine Schäfer: Gesang

Ob Mozart oder Madonna - sie kennt keine Berührungsängste. Dabei grenzt ihre leidenschaftliche Gelassenheit an ein Wunder. In der Theaterakademie singt die berühmte Opern- und Liedsängerin Christine Schäfer, begleitet am Flügel von Eric Schneider, ein Lied des Amerikaners George Crumb, einer der faszinierendsten Komponisten unserer Zeit. Darin gibt eine Drossel den Ton an. Wie sich das anhört aus dem Munde einer Sängerin, die an anderen Tagen zwischen New York und Salzburg als Papagena oder Lulu umjubelt wird - das solltet ihr nicht verpassen.

 

Knöpfe, Tasten, Zeichen

30. September: 11:00 Uhr
Technik-Team der RuhrTriennale


Das technische Team der RuhrTriennale führt durch die Kulissen der spektakulären Operninszenierung Die Soldaten des Komponisten Bernd Alois Zimmermann - einem Höhepunkt der letzten Saison. Es spielen drei Orchester, eine Zuschauertribüne gleitet durch den Raum, Monitore multiplizieren den Dirigenten, eine Bombe explodiert. Wie, weshalb und warum gerade hier und jetzt? Wer setzt die Signale, welche Zeichen sind verabredet, welche Rolle spielt der Computer, wieviel Zeit bleibt der Sängerin, um ihr Kostüm zu wechseln?Spielort und Inszenierung sind Anlass für ein fulminantes Fragenfestival. Die Jahrhunderthalle wird zum Labor für Eindrücke und Erfahrungen außergewöhnlicher Art.

Der Theatermacher

7. Oktober: 11:00 Uhr
Claus Peymann: Theaterdirektor


Von allen Berufen ist der Beruf des Theaterdirektors der gefährlichste, denn er wird immer für alles verantwortlich gemacht, vor allem für die Misserfolge. Aber das ist nun einmal seine Rolle, denn er hat tatsächlich die Verantwortung. Es gibt Theaterdirektoren, die ihren Beruf können, und es gibt solche, die ihn nicht können. Und es gibt die irrige Meinung, Liebe zum Theater allein genüge, um die Rolle des Theaterdirektors spielen zu können. Theaterdirektor ist aber ein richtiger, harter Beruf, kein Freizeitvergnügen, ein Beruf, den man - Begabung vorausgesetzt - lernen muss, zum Beispiel auch lernen können muss, Misserfolge in einen Triumph zu verwandeln. Richtige Theaterdirektoren, das heißt Theatermenschen, die mit ganzer Seele für ihr Theater arbeiten und kämpfen, werden heute immer seltener. Claus Peymann ist so ein seltenes Prachtexemplar. Seine vieljährige Theaterarbeit in Stuttgart, Bochum, am Wiener Burgtheater und nun am Berliner Ensemble ist ein Beispiel dafür, was ein Theaterdirekor alles machen muss (und machen kann!), um tagtäglich »sein Theater in die Höhe zu stemmen« (Thomas Bernhard).

Die Welt ist eine Kugel, aber das sieht man nicht

14. Oktober: 11:00 Uhr
Raimund Bauer: Bühnenraum


Der Künstler-Professor Raimund Bauer ist tatsächlich Künstler und Professor. Neben seiner Arbeit als Bühnenbildner für Schauspiel und Oper unterrichtet er das Fach »Bühnenraum« an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Der Raum der Bühne ist auch das Thema seiner Vorlesung in der Theaterakademie. Effekte machen den Spielraum zur perfekten Trickkiste: Lichtstimmungen, gemalte Dekorationen, gebaute Wände schaffen Schauplätze, die entweder der Wirklichkeit sehr nahekommen wollen oder aber sich möglichst weit von ihr entfernen. Man spricht dann von einem Kunstraum. Welche Bedeutung das für die erzählte Geschichte hat, ob ein Bühnenbild natürlich wirkt oder sich als künstlich zu erkennen gibt, das wiederum ist ein unendlich langes Kapitel Theatergeschichte. Ein paar spannende Beispiele werden hier vorgestellt.

auf Pact Zollverein, Essen
außer 30. September: Jahrhunderthalle Bochum

 


Interessierte Kinder zwischen acht und 13 Jahren melden sich mit diesem Formular (als PDF, bitte ausdrucken) bis zum 31. August an: JungeTriennale, Leithestr. 35, 45886 Gelsenkirchen.

Die Studiengebühr beträgt pro Kind und Semester 20 €. Geschwister zahlen eine ermäßigte Gebühr von je 10 €. Für eine kostenlose Teilnahme stehen einige Stipendien zur Verfügung, solange der Vorrat reicht.

Anfragen und Informationen bei der Jungen Triennale, Telefon 0209.167 1747,

Infobroschüre zur Theaterakademie (als PDF)