Vom Versagen der Heilslehren Ein Abgesang, moderiert von Michael Naumann
11.00 Uhr
Michael Naumann Vor Apokalyptikern wird gewarnt. Eine Begrüßung
Jan Assmann Das »Heil«. Zur Geschichte einer Idee
Otto Kallscheuer Die Globalisierung als Gottesprojekt. Alternativen religiöser Weltpolitik
Carolin Emcke Entlarvt die Ideologen
Navid Kermani Vor den Trümmern unserer Argumente. Eine Ratlosigkeit
Stephan Sattler Heilslehren mögen versagen, vergehen tun sie nicht
13.00 Uhr Pause
14.00 bis 16.00 Uhr Podiumsdiskussion
»Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!«, klagte Gryphius im Jahre 1636. »Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod / Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth / Das auch der Seelen Schatz, so vilen abgezwungen.« Von hier aus waren es noch zwölf Jahre bis zum Westfälischen Frieden. Über die Rückgabe von Seelenschätzen wurde nicht verhandelt. Der Dreißigjährige Krieg war gewiss nicht das erste europäische Ereignis, bei dem die Beteiligten begannen, im Namen ihres Gottes anderen die Hölle auf Erden zu bereiten. Die Geschichte des Christentums kannte fast von Beginn an große und kleine Glaubenskriege – um nur an die Katharer im
Und seither? Die Lage des europäischen Geistes nach der Aufklärung, nach dem Untergang der totalitären Ersatzreligionen, scheint gezeichnet von Glaubenskrisen, Werteerosion, Glaubensverlust und Abfall, Entkirchlichung und Säkularisierung – Begriffe eines Verfallsmusters. Die Kirchen sind für die Mehrheit der Europäer nicht länger eine bestimmende Kraft der Lebensführung. Emotionsgemeinschaften mit angeboten an Sinn und Deutung durch die Gesellschaft gibt es wie Sand am Meer.
Inwieweit kann eine religiöse Ethik die Veränderungsdynamik moderner Gesellschaften überhaupt noch mitbestimmen? Lässt sich mit den Heilslehren der Religionen Demokratie leben und liberaler Staat machen?
Das Symposion spannt einen Zeitrahmen von den Religionskriegen des 17. Jahrhunderts bis zu den Menschenrechts- und Globalisierungsdebatten des frühen 21. Jahrhunderts. Eingeladen sind kritische Beobachter der Religions- und Ideologiewissenschaft. Zum Feld ihrer Forschungen gehören Weltanschauungen, traditionelle Religionsgemeinschaften und die Götzen der Ersatzreligionen.