RuhrTriennale
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Vom Versagen der Heilslehren Ein Abgesang, moderiert von Michael Naumann

Moderation:
 
Raum:
Joachim Janner
Dramaturgie:
Marietta Piekenbrock
Vorstellung:
17. September
Beginn:
11:00
Spieldauer:
11.00-16.00 Uhr, eine Pause
Preise:
einheitlich
10 €


11.00 Uhr

Michael Naumann
Vor Apokalyptikern wird gewarnt. Eine Begrüßung

Jan Assmann Das »Heil«. Zur Geschichte einer Idee

Otto Kallscheuer Die Globalisierung als Gottesprojekt. Alternativen religiöser Weltpolitik

Carolin Emcke Entlarvt die Ideologen

Navid Kermani Vor den Trümmern unserer Argumente. Eine Ratlosigkeit

Stephan Sattler Heilslehren mögen versagen, vergehen tun sie nicht

13.00 Uhr Pause

14.00 bis 16.00 Uhr Podiumsdiskussion

»Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!«, klagte Gryphius im Jahre 1636. »Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod / Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth / Das auch der Seelen Schatz, so vilen abgezwungen.« Von hier aus waren es noch zwölf Jahre bis zum Westfälischen Frieden. Über die Rückgabe von Seelenschätzen wurde nicht verhandelt. Der Dreißigjährige Krieg war gewiss nicht das erste europäische Ereignis, bei dem die Beteiligten begannen, im Namen ihres Gottes anderen die Hölle auf Erden zu bereiten. Die Geschichte des Christentums kannte fast von Beginn an große und kleine Glaubenskriege – um nur an die Katharer im 12. Jahrhundert zu denken und gar nicht zu reden von den mörderischen Konflikten mit fremden Religionen und ihren Reichen wie mit den Muslimen in den Kreuzzügen.
Und seither? Die Lage des europäischen Geistes nach der Aufklärung, nach dem Untergang der totalitären Ersatzreligionen, scheint gezeichnet von Glaubenskrisen, Werteerosion, Glaubensverlust und Abfall, Entkirchlichung und Säkularisierung – Begriffe eines Verfallsmusters. Die Kirchen sind für die Mehrheit der Europäer nicht länger eine bestimmende Kraft der Lebensführung. Emotionsgemeinschaften mit angeboten an Sinn und Deutung durch die Gesellschaft gibt es wie Sand am Meer.
Inwieweit kann eine religiöse Ethik die Veränderungsdynamik moderner Gesellschaften überhaupt noch mitbestimmen? Lässt sich mit den Heilslehren der Religionen Demokratie leben und liberaler Staat machen?
Das Symposion spannt einen Zeitrahmen von den Religionskriegen des 17. Jahrhunderts bis zu den Menschenrechts- und Globalisierungsdebatten des frühen 21. Jahrhunderts. Eingeladen sind kritische Beobachter der Religions- und Ideologiewissenschaft. Zum Feld ihrer Forschungen gehören Weltanschauungen, traditionelle Religionsgemeinschaften und die Götzen der Ersatzreligionen.