RuhrTriennale
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Gebläsehalle/Landschaftspark Duisburg Nord

Produktionen

DER SEELEN WUNDERLICHES BERGWERK

Konzeption: moderntimes, Tobias Moretti
Musik: Benjamin Britten, Joseph Haydn, Joseph Martin Kraus, Wolfgang Amadeus Mozart, Dmitri Schostakowitsch, Paul Wranitzky

GYPSY IN A TREE

Konzept, Gesang: Sanda Weigl
Arrangements: Anthony Coleman

IM WUNDERSCHÖNEN MONAT MAI

Musikalische Leitung: Reinbert de Leeuw
Mit: Barbara Sukowa, Hildegard Behrens

SELTSAME SACHE

Von: Gert Jonke
Regie: Christiane Pohle
Mit: Thomas Hampson

Das Stahlwerk im Duisburger Norden wurde 1902 von August Thyssen als "Aktiengesell­schaft für Hüttenbetrieb" gegründet und nahm 1903 mit drei Hochöfen die Produktion auf. Bis zum Jahr 1908 wurden fünf Hochöfen in Betrieb genommen.Außer dem Hüttenwerk gab es auf dem 200 ha großen Gelände noch eine Schachtanlage, eine Sinterei, eine Kokerei und eine Gießerei.

Für die Zeit nach der letzten Schicht im Duisburger Hochofenwerk am 4. April 1985 gab es Pläne, das Gelände in ein neues Gewerbegebiet zu verwandeln. Die Schweißbrenner lagen schon bereit, als eine Gruppe von engagierten Bürgern und Fachleuten, zusammen­geschlossen in der „Deutschen Gesellschaft für Industriekultur e.V.“, in letzter Minute gegen den Willen vieler Lokalpolitiker den Abriss der Hütte stoppen konnte. Der Eigentümer, die Landesentwicklungsgesellschaft NRW, entschloss sich, zusammen mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, die Hochofenanlage mit Ausnahme weniger Teile nicht abzubrechen, sondern zu erhalten und die nutzbaren Bauten unterschiedlichen Ein­richtungen zu überlassen. Kultur, Tourismus, Naherholung, Naturschutz und Ökologie wurden gemäß der IBA-Philosophie als Leitideen für die weitere Entwicklung des Land­schafts­parks festgelegt. Die ehemaligen Industriehallen Kraftzentrale, Gebläsehalle und Gießhalle wurden zu imposanten Aufführungsorten für Theater, Tanz und Musik umgebaut.

Die Gebläsehalle ist Teil des Dampfgebläsehauses, einem Gebäudekomplex aus der Gründungs­­phase des Werkes im Jahr 1902. Sie ist 50 Meter lang und 12,4 Meter breit. Noch heute befinden sich hier vier Elektroturbogebläse, mit denen Hochofenwind erzeugt wurde, der zur Erschmelzung des Roheisens notwendig war. Die neoromanischen Rundbogen-Fenster und die umlaufenden Ornamente unterhalb der Traufe weisen deutlich auf den historisch-repräsentativen Baustil dieser Epoche hin. Das benachbarte Pumpenhaus lieferte Kühlwasser für die Hochöfen. In den 50er Jahren wurde der Komplex durch ein Kom­pressoren­haus ergänzt. Im Jahr 2002 wurde die Halle vom Dortmunder Architekten­büros Ramsfjell zu einem multi­funktionalen Theater mit bis zu 700 Plätzen umgebaut. Der Clou ist die Installation einer neuen Zwischenebene in das ursprünglich 25 Meter hohe Gebäude. Der eigentliche Theatersaal wurde so nach oben versetzt (neue Deckenhöhe: 17,7 Meter), die Turbinen, Schaltschränke und Schieber bleiben dabei unterhalb der Bühne zugänglich. Für die RuhrTriennale haben in der Gebläsehalle bereits Regisseure wie Robert Wilson (The Temptation of St. Anthony) oder Christoph Marthaler (Pierrot Lunaire) gearbeitet.

Die Kraftzentrale entstand zwischen 1906 und 1911, als das Hüttenwerk von drei auf fünf Öfen erweitert wurde. Mit einer Länge von 170, einer Breite von 35 und einer Höhe von 20 Metern gehört sie zu den größten Industriehallen des Ruhrgebiets. Zehn gichtgasbetriebene Großgas­maschinen zum Antrieb von Dynamos zur Stromerzeugung und sechs Gasgebläse zur Hochofenwinderzeugung wurden hier betrieben, um das Werk und die benachbarte Werks­­siedlung mit Strom zu versorgen. 1965 hat man die Maschinen stillgesetzt und an­schließend verschrottet. Danach wurde die Halle bis Mitte der 80er Jahre als Ersatz­teillager genutzt. 1997 schließlich konnte die Kraftzentrale nach einem nur siebenmonatigen Umbau als multifunktionaler Veranstaltungsort eröffnet werden. Je nach Art der Veranstaltung ist hier Platz für 500 bis 6000 Gäste. Alain Platels Wolf oder Franz Schuberts Winterreise mit Christine Schäfer sind zwei Produktionen der RuhrTriennale, die hier zu sehen waren.

 

Adresse:
Emscherstr. 71
47137 Duisburg