Das Märchen vom Schwamm oder Der Herrgott gibt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht für uns
Der Kragen hat eines, die Stopfnadel auch. Die Teekanne, der Wassertropfen, der Flaschenhals, das Geldschwein, sogar der Schlammkönig und der Mistkäfer. Nur der Schwamm hat kein eigenes Märchen. Unser Schwamm, ein dreckiger Zögling aus armem Elternhaus, tat harten Dienst im Haus von Hans Christian Andersen. Das Badewasser kalt, die Seife ätzend, der dänische Dichter nervös oder auf Reisen. Die Bücher waren sein Fenster zur Welt! Jetzt, zerzaust, zerrieben, verwaschen, möchte er gern selbst verschluckt werden von der Welt der Literatur. Denn hier sind alle gleich. Kennen ihre Rollen, dürfen Suchende, Unglückliche, Unsichere bleiben und werden auch noch bewundert dafür. Natürlich ist das auch eine traurige Geschichte, mit der wir hier kommen. Denn sie handelt - ganz nach Märchenart - von etwas, das fehlt. Sie hat mit Einsamkeit zu tun. Mit schlechter Laune und falschem Stolz. Mit gekränkter Eitelkeit. Und dem Glauben, dass eine gutgepflegte Eitelkeit eine Portion Glück bedeutet. Sie hat mit der Welt des Buches zu tun. Genauer gesagt: Mit dem Geburtstag des großen Dichters und der Frage, wie man sich zu Lebzeiten ein Quantum Unsterblichkeit sichert. Eine Geschichte für Kinder, ein Märchen für Erwachsene, ein gelegentlich trauriges Stück für einen urkomischen Schwamm.
Elke Schuch schrieb das Drehbuch zu dem Film Die Rote Jacke, der 2003 in Los Angeles mit dem Studentenoscar für den besten ausländischen Hochschulfilm ausgezeichnet wurde.
Am 19., 20. und 21. September finden jeweils nach den Vorstellungen Publikumsgespräche statt.
Ein Auftragswerk der RuhrTriennale