Dirigent Hans Zender Regie Klaus Michael Grüber Bühne Eduardo Arroyo Kostüme Rudy Sabounghi Regiemitarbeit Ellen Hammer Bühnenbildmitarbeit Bernard Michel Licht Jürgen Hoffmann Choreinstudierung Walter Zeh Kostümmitarbeit Claudia Jematsch Don Giovanni Stéphane Degout II Commendatore Anatoli Kotscherga Donna Anna Maria Bayo Don Ottavio Toby Spence Donna Elvira Catherine Naglestad Leporello José Fardilha Masetto Markus Butter Zerlina Maria Fontosh *** Rüdiger Vogel Continuo Brenda Hurley Mahler Chamber Orchestra Bühnenmusik Mahler Chamber Orchestra/ Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie Chor der Ruhrtriennale
Premiere: Preisgruppe A € 125| B € 100 | C € 60 | D € 25
Folgevorstellungen: A € 98 | B € 76 | C € 48 | D € 10
Bei der Vorbereitung der Bühnenbilder zu „Don Giovanni“ habe ich einige historische Beispiele von Inszenierungen dieser Oper analysiert. Wie soll man für den Don Giovanni Überlegungen entwickeln, die der Wahrscheinlichkeit entsprechen? Diese Neugier hat mich zum ersten Mal in den vielen Jahren, in denen ich am Theater arbeite, dazu gebracht, mich für den Blick zu interessieren, den Andere darauf geworfen haben, für die jeweilige Umgebung, in der sich die Aunseinandersetzung um Don Giovanni – Don Juan herum entwickelt hat.
Für mich ist Don Giovanni Don Juan, und alles geschieht in Sevilla, niemals in Italien oder Österreich. Giovanni ist Spanier, ein Träumer, ein Enthusiast, ein Melancholiker. Die Beziehung zwischen Don Giovanni und Leporello ist dieselbe wie die zwischen Don Quichotte und Sancho Pansa, im erotischen Traum jedenfalls aber mit der Gewissheit, dass Leidenschaft geteilt werden muss, jedoch in keinem Fall mit dem Objekt der Begierde. Eine Grundregel, die nur in dem Maße gültig ist, wie sie auch der Diener auf die Köchin oder die Gouvernante anwenden wird. So ist es einfach. Die Eroberung ist nur dann interessant, wenn die Dienerschaft sich einmischt.
Jardiel Poncela, ein bedeutender Autor des Theaters des Absurden, in Europa natürlich unbekannt, hat Don Juan klar erkannt. In seiner in den dreißiger Jahren entstandenen Komödie „Carlo Monte à Monte Carlo“ bezahlt der Protagonist, Besitzer einer Import-Export-Firma, seine Sekretärinnen mit einem keuschen Kuss. Alles sind sie in ihn verliebt; darüber hinaus muss Don Giovanni sich weder mit der Sozialversicherung noch mit dem Problem der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz auseinandersetzen. Sein Kammerdiener arbeitet ohne Lohn, wie sich das gehört bei einem Verführer, und begnügt sich damit, die melancholischen Aussprüche seines Herrn zu notieren, bei schlechtem Wetter und unter der Laterne, um damit dann die Milchfrau zu beglücken. Carlo Monte beklagt sich: „ Ich bin nur eine Republik im Augenblick der Dekadenz“, und sein Diener fragt, bittet und fleht, man möge ihm erlauben, den abgedroschenen, wenn auch genialen Satz aufzuschreiben, um ihn nachzuplappern, ihn zu wiederholen und damit die Milchfrau zu verführen.
Don Giovanni, das ist ein trauriges Spanien vor dem Hintergrund der Reue auf einem Friedhof. Die Dienerschaft mischt sich ein wie in Jean Renoirs „La Régle du Jeu (Die Spielregel)“. Nach Casanova und dem Marquis de Sade sind das alles nur noch kleine Geschichten auf dem Nachttisch einer Krankenschwester. Voltaire gibt uns das Motto vor: „Die Scham ist aus den Herzen geflohen und hat Zuflucht auf den Lippen gefunden. Je weiter die Sitten verfallen, desto abgemessener werden die Worte; man glaubt, an Sprache zu gewinnen, doch an Tugend hat man verloren.“
Über all den Worten herrscht die Musik von Mozart. Majestätisch und unwiderstehlich fasziniert sie uns. Ich möchte meinen Teil beitragen, indem ich einen sehr freien Raum schaffe, in dem uns Don Giovanni, ganz abgesehen von jeder weiteren Überlegung, einmal mehr verführen soll.
Eduardo Arroyo