(c) Henning Rogge
Fr 10 Aug So 23 Sep
Video-Installation / Urbane Künste Ruhr

Vom Nutzen der Angst - The Politics of Selection

Peggy Buth
10 Aug
23 Sep

In ihrer 3-Kanal-Videoinstallation Leute wie wir untersucht die Künstlerin Peggy Buth geschichtliche Zusammenhänge und Verflechtungen, die wesentlich durch die Unternehmenskultur der Friedrich Krupp AG begründet sind und die in unterschiedlichsten Formen die sozialen Verhältnisse im Ruhrgebiet – vom Privaten bis in den urbanen Raum hinein – geprägt haben. Die Arbeit, die erstmals 2017 im Museum Folkwang in Essen gezeigt wurde, ist ein Teil der Gesamtkomposition Vom Nutzen der Angst – The Politics of Selection, die der Installation bei der Ruhrtriennale ihren Titel gibt. Die gebürtige Berlinerin untersucht darin „die Verbindung zwischen der Konstruktion von Identität, Medien, Ökonomie, Arbeitermythos und der kapitalistischen Aneignung von Raum“ (Peggy Buth).

Für die Präsentation bei der Ruhrtriennale 2018 ergänzt Peggy Buth die bestehende Videoinstallation mit einer zweiten, speziell für das Festival entwickelten Arbeit. Diese erweitert den Blick auf im Ruhrgebiet entstandene, identitätsstiftende Praktiken, welche spezifisch für die hiesige Arbeiterkultur stehen und einen Einblick geben in eine durch das Ende des Bergbaus im Verschwinden begriffene Tradition. Peggy Buth zeigt beide Arbeiten in der seit 2011 profanierten Kirche St. Barbara in Duisburg-Rheinhausen, die in den frühen 1960er Jahren auf ehemaligem Werksgebiet der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG erbaut wurde. Sie steht mitten in einer Arbeitersiedlung, in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Ort, wo ab den späten 1980er Jahren die Arbeitskämpfe ihren Ausgangspunkt hatten, einem zentralen Motiv in der Videoarbeit der Künstlerin.


Begleitprogramm

öffentliche Führungen jeweils Do +Sa 18 Uhr
Spaziergang durch Rheinhausen + Einführung in die Ausstellung
Anmeldung unter dk@urbanekuensteruhr.de empfohlen. Die Teilnahme ist kostenlos.
 


Arbeitskampf und Kirche, 16.9. 15 Uhr

Die Rolle der Kirche zwischen Aktivismus und Seelsorge

Als längster Arbeitskampf in der deutschen Nachkriegsgeschichte sollte er in die Geschichtsbücher eingehen: Ab November 1987 protestierten Tausende Kruppianer gegen die Schließung des Hüttenwerks Duisburg-Rheinhausen. Unter anderem das Bild der über 160 Tage besetzten Rheinbrücke, später umbenannt in „Brücke der Solidarität“ erlangte auch über das Ruhrgebiet hinaus Berühmtheit. Zwar wurde das Werk 1993 endgültig geschlossen, eine Hinauszögerung der Schließung und des Abbaus der Arbeitsplätze ist aber eindeutig der streikenden Belegschaft und ihren Unterstützter*innen zu verdanken. Nicht zuletzt die Kirchengemeinden vor Ort spielten dabei eine große Rolle.

Wirtschaftszweige und Arbeitsstrukturen haben sich seitdem massiv verändert. Wie wird heute protestiert und gestreikt? Nimmt die Kirche dabei noch eine Rolle ein? Dies wollen wir gemeinsam mit den Aktiven von damals und heute diskutieren.

Mit
Gerda Peto, Frauenrechtlerin
Jürgen Widera, Mitgründer Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt Duisburg-Niederrhein
sowie Vertreter der Katholischen und Evangelischen Arbeitnehmer-Bewegung
Moderation: Christoph Seidel Institut für soziale Bewegungen


Wes Brot ich ess / des Lied sing ich noch lange nicht! 23.9. 15 Uhr

Arbeiterchöre als politische Handlungsmöglichkeit

Musikalische Performance

Mit Akteuren von damals und heute unter der Leitung von
Annegret Keller-Steegmann (Ensemble-Leiterin des ehemaligen Chors TOR 1).


Gewesen


Die moderne Kirche – Sakralbau an Rhein und Ruhr, 26.8. 15 Uhr

Der moderne Kirchenbau hatte im 20. Jahrhundert an Rhein und Ruhr seinen Höhepunkt. Insbesondere der Sakralbau der Nachkriegszeit ist geprägt durch eine außergewöhnliche und zukunftsweisende Architektur – im Gegensatz zur eher traditionellen Ausrichtung der Kirche als Institution. Die ehemalige Stadtkonservatorin und Generaldirektorin der Museen Köln Hiltrud Kier und Tim Rieniets, Geschäftsführer StadtBauKultur NRW, geben anhand von Bildmaterial Einblick in den großartigen Bestand und die die Geschichte des Kirchenbaus in der Region.
 

Geschichtsschreibung als Selbstermächtigung, 2.9. 15 Uhr

Offizielle Geschichtsschreibung, ob von staatlicher oder Unternehmensseite, dominiert auch in der Montanindustrie das öffentliche Bild. Freie Archive hingegen bewahren die Geschichte(n) aus Perspektive der Arbeiter*innen und dienen als Gedächtnis sozialer Bewegungen. Nicht zuletzt ermöglichen sie die Wiederaneignung der eigenen Geschichte, jenseits des etablierten Kanons. Handelt es sich bei den freien Archiven, wie dem der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen, häufig um eine physische Sammlung von Dokumenten, die archiviert und zugänglich gemacht werden müssen, bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten zum Sammeln und Veröffentlichen von Geschichte(n).

Gemeinsam mit Theo Steegmann, Archiv-Aktivist undehemaliger Betriebsrat, weiteren Mitarbeitern des Kruppstahlwerks Rheinhausen, der Künstlerin Peggy Buth und der Künstlerischen Leiterin der Akademie der Künste der Welt und Initiatorin des Projekts „Reloading Cologne“, Madhusree Dutta, gehen wir ins Gespräch über Geschichtsschreibung „von unten“, als Mittel zur Selbstermächtigung und Ausdruck einer kollektiven Erinnerungskultur.


Peggy Buth. Kritik als eine Form der Empathie, 9.9. 15 Uhr

Florian Ebner, als ehemaliger Kurator für Fotografie am Museum Folkwang und Mitausrichter der ersten Ausstellungsstation von VOM NUTZEN DER ANGST – THE POLITICS OF SELECTION mit dem Werk von Peggy Buth vertraut, spricht über die künstlerische Arbeiten und Arbeitsweisen von Peggy Buth. Im Anschluss findet ein gemeinsames Gespräch mit Peggy Buth und Britta Peters statt.

Die Gesprächsrunde findet begleitend zur Ausstellung VOM NUTZEN DER ANGST – THE POLITICS OF SELECTION von Peggy Buth statt, die vom 11. August bis 23. September in der ehemaligen Kirche St. Barbara in Duisburg-Rheinhausen zu sehen ist.

Teilnehmer: Peggy Buth, Künstlerin
Florian Ebner, Leiter der Fotografie-Abteilung des Centre Pompidou, Paris
Britta Peters, Künstlerische Leitung Urbane Künste Ruhr

Zum Tag des offenen Denkmals ist die Kirche von 12–20 Uhr geöffnet.

Öffnungszeiten
Di – So 12.00 – 20.00 Uhr

Mehr an diesem Ort:
Ehemalige Kirche St. Barbara

Peggy Buth, die seit 2016 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig als Professorin für Medienkunst unterrichtet, arbeitet konzeptionell und prozessbezogen mit unterschiedlichsten Medien (u. a. Film, Fotografie, Skulptur, Assemblage). Ihre Arbeiten zeigt sie oft in Form großer Rauminstallationen, welche die komplexen inhaltlichen Zusammenhänge ihrer Themen auf eindrückliche Weise unter- stützen. So auch in der Kirche St. Barbara, die durch ihre Geschichte und Form selbst ein ‚sprechender‘ Teil der Installation wird.

Vernissage:

Fr. 10. AUG 17 Uhr

Ein kostenloser Bus-Transfer verkehrt jeweils am 10. August (um 16.30 Uhr und 18.00 Uhr), am Tag des offenen Denkmals am 09. September (alle 2 Stunden im Zeitraum 12.00-18.00 Uhr) sowie am 23. September (um 14.30 Uhr) von Duisburg Hbf zu St. Barbara und zurück. Abfahrtsort ist vor der Neudorfer Str. 50 (vor der Sparda-Bank-Filiale) außerhalb des Osteingangs des Hauptbahnhofs.

Bitte reservieren Sie einen Platz unter Angabe des Tages und der Uhrzeit unter dk@urbanekuensteruhr.de. Unreservierte Plätze können vor Ort direkt vergeben werden (es besteht dann jedoch keine Garantie auf einen freien Platz).

Weitere Informationen

Eine Produktion von Urbane Künste Ruhr für die Ruhrtriennale.

Sprachinformation: Deutsch mit englischen Untertiteln

Besetzung

Gesamtkonzept Peggy Buth
Künstlerische Leitung Urbane Künste Ruhr Britta Peters

Weitere Informationen