Edgar Varèse Poème électronique
Iannis Xenakis Metastaseis
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 2 c-Moll (Fassung 1877)
Als der Architekt Le Corbusier zum Bau des Philips-Pavillons für die Weltausstellung 1958 in Brüssel beauftragt wurde, schwebte ihm ein Gebäude vor, bei dem Bild, Klang, Raum und Zeit ineinander aufgehen. Dafür holte er sich zwei Partner an die Seite: den Architekten und Komponisten Iannis Xenakis und den Komponisten und Pionier elektronischer Musik Edgar Varèse. Fasziniert von Varèses Vorstößen in die unerforschte Welt synthetisch produzierter Klänge, beauftragte er ihn, zu einer Serie von Bildern und Farben ein »elektronisches Gedicht« für den Pavillon zu schaffen.
Die bizarre Silhouette hatte mit herkömmlichen Gebäudeformen rein gar nichts gemein. Xenakis, der seine Musik als Architektur dachte und umgekehrt, hatte sie aus seiner Orchesterkomposition Metastaseis abgeleitet, die einem grafisch angelegten Prinzip folgt.
Der Philips-Pavillon ging als epochales, visionäres Gesamtkunstwerk in die Geschichte ein. Bis heute inspiriert es Künstler:innen verschiedener Sparten – so auch den Filmarchitekten Thomas Stammer, der sich bei der Raumgestaltung für Michael Wertmüllers Musiktheater D.I.E an Le Corbusiers Vision anlehnt.
Ästhetisch und zeitlich denkbar weit von Xenakis und Varèse entfernt steht Anton Bruckner, der große österreichische Spätromantiker, der mit seinen Sinfonien ebenfalls Räume konstruierte – und zwar riesige. In seiner Sinfonie Nr. 2 reiht er sich endlos wiederholende Kleinstmotive wie Steinchen zu monumentalen Kuppeln sakraler Bauten aneinander – eine vollkommen originäre Methode, mit der er seinerzeit in Wien allein auf weiter Flur stand.
Erstmals seit seinem Amtsantritt wird Tung-Chieh Chuang dabei als neuer Generalmusikdirektor am Pult der Bochumer Symphoniker zu erleben sein.