Mirela Ivičević Sweet Dreams
Ferruccio Busoni Berceuse élégiaque op. 42
Iannis Xenakis Persephassa
Emmanuel Nunes Nachtmusik I
Rebecca Saunders Fragments of Yes
Gérard Grisey Sortie vers la lumière du jour
Salvatore Sciarrino Let me die before I wake
Georg Friedrich Haas Streichquartett Nr. 3 In Iij. Noct.
Im Einschlafen, kurz bevor das Unterbewusstsein das Zepter übernimmt, hält der noch luzide Geist den Schlüssel zu einer zeitvergessenen Welt voller Weisheit, Fantasie und Angst in der Hand. Auf Matten gebettet, taucht das Publikum mit dem Klangforum Wien in einen monumentalen Nachtraum ein und folgt nacht- und dunkelheitsaffinen Komponist:innen auf unterschiedlichen Wegen in dieses unergründliche Zwischenreich.
Vor Ferruccio Busonis Berceuse élégiaque op. 42 in der Bearbeitung von Erwin Stein entlässt Mirela Ivičević das Publikum mit ihrem verstörenden Gutenachtkuss Sweet Dreams in die unberechenbare Sphäre der Nacht. Mitten in einem sechseckigen Klangraum archaisch roher Perkussionsmusik findet es sich in Iannis Xenakis’ Persephassa wieder, von wo Emmanuel Nunes mit seiner Nachtmusik das Tor zu einer nächtlichen Nostalgie auftut, die wie ein sanfter Spuk die Gegenwart aufsucht. Im Herzen des Nachtraumes schlummern Fragmente aus Rebecca Saunders’ traumwandlerischem Meisterwerk Yes, einer großen Ensemblekomposition, in der sie mit Molly Blooms letztem Monolog aus James Joyces Ulysses den schmalen Grat zwischen Schlaf- und Wachzustand entlangbalanciert.
Aus dem tiefen Nachttaumel schlägt Gérard Grisey mit Sortie vers la lumière du jour den Weg in Richtung Tag ein, doch Salvatore Sciarrino zwingt mit Verweis auf die engen Bande zwischen Schlaf und Schlafes Bruder im Klarinettensolo Let me die before I wake wieder zur Umkehr. Georg Friedrich Haas schließlich hüllt den Raum mit seinem 3. Streichquartett In iij. Noct. in einen Mantel absoluter Dunkelheit und taucht alles in einen Rausch der Zwischentöne.
Das Klangforum Wien spielt mit freundlicher Unterstützung von Erste Bank.