Die Natur als Gegnerin, sogar als Feindin, ihre Gleichgültigkeit dem menschlichen Schicksal gegenüber, der Hass des Menschen auf die Gewalten des Windes, des Wassers, des Feuers, die Krankheiten, die ihn heimsuchen, zerstören, ihm das Liebste nehmen, plötzlich, ohne Grund, der Kampf gegen diese Schläge, das Aufbegehren, der unablässige Versuch, sich die Natur zu unterwerfen, die Herrschaft zu erringen über diese Erde, auf die der Mensch geworfen wird und in die er zurückkehren muss - in dieser Rolle hat sich der Mann seit den Anfängen gesehen. Und so hat er sie dargestellt, in den Epen, den Gebeten, den Liedern und den Elegien. Eine männliche Sicht, die uns immer noch prägt, auch in den Versuchen, in der scheinbaren Willkür der Natur die Gesetze zu finden, die Systeme, um etwas über die ganz und gar unbekannte Zukunft herauszufinden.
Plinius der Ältere, geboren im Jahre 24 in Como, gestorben im Ascheregen des Vesuvs im Jahre 79 in Stabia bei Neapel, verfasste die erste bekannte Enzyklopädie, die Naturalis historia. Das Werk umfasst 37 Bücher und versammelt das damalige Wissen über die Natur, den Menschen, die Botanik, die Zoologie, Geografie und Kosmologie. Für Plinius ist die Natur nicht Objekt, sondern Subjekt, Elefanten verfügen über eine Kultur, und Delphine sind der Liebe fähig. Und trotz der Monumentalität seines Versuches, bleibt ihm die Frage nach dem Menschen und seiner Natur ein ungelöstes Rätsel.
Herman Melvilles Roman Moby Dick, erschienen 1851, ein ungestümer, wilder Solitär in der erzählenden Literatur, der »Entwurf eines Entwurfs«, und gerade darin modern, beschreibt eine Gesellschaft aus lauter Männern auf ihrer erbarmungslosen Jagd nach dem Weißen Wal. Angeführt werden sie von Kapitän Ahab, der nach Charles Olson nur ein Ziel kennt: die Herrschaft über die Natur.
Fjodor Michailowitsch Dostojewski, geboren 1821 in Moskau, stand im Alter von achtundzwanzig Jahren vor einem Exekutionskommando, war spielsüchtig, diktierte in drei Wochen Der Spieler, und rückte im Roman Verbrechen und Strafe den Mörder Rodion Raskolnikow ins Zentrum, der in der Nacht vor seiner Bluttat von einem geschundenen Pferd träumt. Seltsamerweise findet diese Szene der Literatur ein halbes Jahrhundert später ein Echo in der Wirklichkeit, als nämlich der Philosoph Friedrich Nietzsche in Turin aus Mitleid einen geschundenen Droschkengaul umarmt und vor Mitgefühl bitterlich weint.
Die visionären Gedichte Georg Trakls, der 1914 im Alter von siebenundzwanzig Jahren in einem Militärlazarett im polnischen Krakau starb, untersuchen immer wieder die Verbindung zwischen Rausch, Natur und Traum.
Odia Ofeimun, geboren 1950, gehört zu den wichtigen Stimmen der zeitgenössischen Nigerianischen Literatur. Neben seiner Lyrik veröffentlicht er politische Essays. Sein Kampf für die Menschenrechte wurde 2010 mit dem Fonlon-Nichols Preis ausgezeichnet. In seinem Werk, thematisiert er die existentielle Drangsal des Menschen, hier im Angesicht einer Dürre.
Und auch Meja Mwangi, geboren 1948, der in einer Armensiedlung in Nanyuk, Kenia, aufwuchs, skizziert in wenigen Strichen den Horror des Hungers, die Wut, den Hass, die Verzweiflung. Mwangi arbeitete für die Filmindustrie, bevor er sich ganz der Literatur zuwandte.
Der Schriftsteller Wolfgang Hilbig verließ 1985 die DDR. In seinen Romanen und seiner Lyrik, in denen er auch immer wieder die Zerstörung der Natur thematisiert, klingen die Träume und die Räusche der Romantik und des Existentialismus nach. Hilbigs grenzenlose Texte gehören zu den großen sprachschöpferischen Werken der deutschsprachigen Literatur.