Mein intensives Ruhrtriennale-Wochenende beginnt am Donnerstag, an dem ich in der Abendsonne mit meinen Fahrrad von Gelsenkirchen nach Bochum zur Jahrhunderthalle aufbreche. Auf dem Vorplatz herrscht schon reges Treiben und die Gäste, die sich für eine sommerliche Aufführung von „Alceste“ eingefunden haben, genießen diesen lauen Abend. Am Refektorium werden kühle Getränke genossen und die Kunstwerke des Atelier Van Lieshout begutachtet, im Hintergrund hört man die „Talking Heads“ diskutieren. Ein sommerliches Ruhrtriennale Wochenende kann beginnen!
Vier Tage Ruhrtriennale rund um die Jahrhunderthalle Bochum
01. Sep. 2016
Los geht es mit einer Begrüßung der Masterclass-TeilnehmerInnen am Freitag. Unser Team hat einen Grill-Abend vorbereitet – als Einstimmung für die kommenden Tage und das „Zwischen Welten“-Programm – genießen wir bei Bratwurst und kühlen Getränken den Abend. Die Industriekulisse der Jahrhunderthalle gibt das beste Hintergrundbild. In den folgenden Tagen erhalten die Masterclass-TeilnehmerInnen nicht nur Einblicke in das Festival, sondern es beginnen auch die Proben für ihre eigenen Stücke zum Thema „Zwischen Welten“. Die Ergebnisse werden am 17. und 18. September in Mühlheim, Essen und Bochum präsentiert!
Ein weiterer Sommertag bietet am Samstag wieder viel Programm im Refektorium und bereits am Nachmittag ist ein fröhliches Kommen und Gehen, Sehen und Staunen bzw. auch Mitmachen zu beobachten. Eine Slowenische Künstlergruppe aus Maribor hat das Refektorium liebevoll umgestaltet und lädt zu ihrer Performance „The Idea of Antidepressive Wear“ ein. Die Performance bietet die Möglichkeit, über seine eigenen Werte nachzudenken und mit anderen Besuchern darüber zu sprechen. Zu Beginn bekommt man einen Button, der einen persönlichen Wert von sich präsentiert. Es gibt verschiedene Stationen im Inneren des Refektoriums: Mit einem anderen Wert Ping-Pong spielen, Werte-Memory, Postkarten-Station, Interviewsituation und ein Porträt mit dir und deinem Wert. Die Zeit vergeht so schnell, dass man fast vergisst, sich noch dem „Nightwalk with Teenagers“, der im Rahmen von „Teentalitarismus“ stattfindet, anzuschließen. In der Dämmerung geht es durch die Parklandschaft der Jahrhunderthalle, über stillgelegte Eisenbahngleise, durch ein verlassenes Haus bis zu einer großen Wiese. Es stehen Mutproben an, eine geheime Party, Zeremonien und als Abschluss eine große Runde unter dem Himmel von Bochum, bei der die schlimmsten Albträume erzählt werden. In einer großen Menschenkette gehen wir zurück zur Jahrhunderthalle, wo gerade Pause von „Alceste“ ist und wir uns unter die Gäste mischen. Gegen 23 Uhr eröffnet das Bochumer DJ Team Schwarze Katze, Weisser Kater die Tänzfläche im Refektorium – Teens, OpernbesucherInnen, Chor- und Orchestermitglieder und Bochumer Tanzgäste feiern bis spät in die Nacht unter der Discokugel.
Jeden Sonntagmittag betritt Johan Simons punkt 12 Uhr das Refektorium und lädt KünstlerInnen und Künstler des Festivals zum High Noon. Dieses Mal sind der Dirigent René Jacobs, vielen aus „Alceste“ bekannt, und die Choreografin und Tänzerin Meg Stuart zu Gast. Das lockere Gespräch bietet eine tolle inhaltliche Ergänzung zum Programm an diesem Wochenende, und es gibt auch die Möglichkeit Fragen zu stellen und Meinungen auszutauschen. Am Nachmittag werden Führungen zu „The Good, the Bad and the Ugly“ angeboten, und es ist Zeit, die Installation genauer zu betrachten oder am zweiten Performancetag von „The Idea of Antidepressive Wear“ teilzuhaben. Um vier Uhr läuten die Teens von „Teentalitarismus“ das Abendprogramm ein und laden zu den „Jahrhundertspielen“. Der Vorplatz wird aufgemischt und die Gäste, die zur letzten Aufführung von „Alceste" gekommen sind, stoßen dazu. In diesem sommerlichen Trubel mache ich mich auf den Weg zu PACT Zollverein in Essen, um mir zum Ausklang dieses Ruhrtriennale-Wochenendes „Sketches/Notebook“ von Meg Stuart anzusehen.
Das sommerliche Wetter bleibt hoffentlich beständig, in jedem Falle gibt es noch viele Programmpunkte rund um das Refektorium: Am 3. und 4. September zum Beispiel den Audio-Walk: „Der Kauf“ im Westpark der Jahrhunderthalle. Das sollte man nicht verpassen. Ich empfehle außerdem: mittwochs das Sommerkino bei freiem Eintritt, jeden Samstag die Party als Festivaltreffpunkt und am Sonntag „Johans High Noon“, mit Gästen wie Julian Rosefeldt, Luk Perceval, Alain Platel, Malte Jelden oder Birgit Minichmayr.
Von Eva Falb
Eva Falb unterstützt im Rahmen des EYE Erasmus for Young Enterpreneurs - Programms das Team der Ruhrtriennale 2016.