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Club.Ruhr @ MEDEA.MATRIX

22. Sep. 2016

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Dominik Blase

Der Club.Ruhr ist der junge Freundeskreis der Ruhrtriennale. Wir berichten euch von unserem Club.Ruhr Date #5. Nicht nur während der Ruhrtriennale, sondern auch außerhalb der Spielzeit treffen wir uns zu verschiedenen Veranstaltungen, darunter Künstlergespräche, Probenbesuche oder Backstage-Führungen. Bei diesem Date: ein Generalprobenbesuch von „MEDEA.MATRIX“.

Vor der Industriekulisse des Landschaftspark Duisburg -Nord haben wir uns vor der Vorstellung mit dem Ruhrtriennale-Dramaturg Vasco Boenisch getroffen, der uns exklusiv eine spannende Einführung in die besondere Arbeit der Regisseurin Susanne Kennedy gab. Im Anschluss daran gab es eine lockere Fragenrunde, bei der Fragen zum Medea-Mythos, zum Theater, aber auch zum Lebensalltag eines Dramaturgengestellt wurden. Wie wir es fanden und was, in unseren Augen, das Besondere an der Aufführung war, stellen wir euch an dieser Stelle  in einer bunten Mischung aus verschiedenen Meinungen und kurzen Statements vor. Einig waren wir uns längst nicht, aber das ist ja gerade das Spannende. Marlene Kirsten, Club.Ruhr Mitglied der ersten Stunde, hat ein paar Eindrücke festgehalten...

© Dominik Blase

Was erzählst du deinen Freunden?

– Guck dir das an! 

– Dass ich eine Veranstaltung der Ruhrtriennale besucht habe, von der man gar nicht sicher weiß, was man darüber sagen soll -  Ist es Theater? Installation? Performance? – etwas, das nahe geht und anstrengend ist. Jedenfalls etwas, das große Fragen aufwirft und (als Frau) fast etwas wehtut, anzusehen und einem verdeutlicht, wie schwer die Sprache wiegt, auf der unser Denken fußt (deutsch: Gebär-Mutter-Schleim-Haut versus lat.: endometrium) und mich daran erinnert, dass mein Handy das Wort Menstruation nicht kannte, dafür Konstruktion, Emigration, Mediation

– Es war wie der Besuch einer fremden Welt. Man wurde voyeuristischer Beobachter eines Rituals. Hinzu kam neueste Videoprojektionstechnik auf allerhöchstem Niveau. Einfach „SUPER TOLL“

– Besser nichts

– MEDEA.MATRIX ist ein Stück, bei dem ich immer noch unentschlossen bin, ob ich es mag oder nicht. Das Angucken hat mich kaum berührt, weder schön noch nervig. Aber im Nachhinein fallen mir immer wieder Gedanken oder Themen von dem Abend ein und dieses Nachklingen des Besuchs gefällt mir irgendwie

© JU/Ruhrtriennale 2016

Überraschungsmoment / Lieblingsmoment

– Die alten, faltigen Hände der maskierten Frauen, in deren Augen man so gern geblickt hätte, deren Geschichte und Meinung zum Stück man so gern gehört hätte und deren eintöniges, unsentimentales "Sonst lieber tot" so viel getragen hat

– Die gruseligen Blicke des maskierten Chors beim Parcours hinter der Bühne

– Dass die Aufführung durch ein dezent aufblinkendes „EXIT“ – ohne Applaus – endet

– Der Einlass: Das Durchlaufen der Bühne zu Beginn des Stückes

– Medea (Birgit Minichmayr) auf der Pyramide zu entdecken

– „Liebling“ vielleicht nicht unbedingt, aber sehr eindrücklich: die Szene, als das Kind im Meer schwimmt und die arrangierten Sprechszenen dazu
– Als Minichmayr nach einer Ewigkeit erstaunt den Chor mit „Hallo” begrüßt

– Als die Schlange sich selber aufgefressen hat. Das war so ein krasses Bild!

© JU/Ruhrtriennale 2016

Der Abend in einem Satz

– Das war für mich der Inbegriff von „Kunst“ - verstörend, eklig, irritierend und irgendwie unverständlich. Ach ja, und laut...

– Geselliger, verstörend schöner Abend

– Starke Textauswahl begleitet von einem Blendwerk aus technischen Spielereien ohne wirklichen Mehrwert

– Kaum ein Ort passt wohl besser als die dunkle, warme, fensterlose Gebläsehalle, um über das Verhältnis von Natur und Weltbeherrschung, Zivilisation und Leiblichkeit zu reden, zu denken oder zu empfinden

– Eine düstere, wirre, detailreiche, bildgewaltige, spartenübergreifende Kunstinstallation mit verzerrten Stimmen des Chors und mit tiefer Stimme der Starschauspielerin Minichmayr über den Medea-Mythos, Schmerzen, Reproduktion und die Rolle der Frau

 

Übrigens: Du hast Lust, beim nächsten Club.Ruhr Date dabei zu sein und bist zwischen 18 und 35 Jahre alt? Dann schreib eine Mail an club.ruhr@ruhrtriennale.de oder verfolge unsere Pläne bei facebook. Wir freuen uns!

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