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Seid umschlungen – Festivalwochenende Nummer vier

09. Sep. 2015

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Edi Szekely

Die Höllenfahrten der Ruhrtriennale 2015 setzten sich am vierten Festivalwochenende fort. Orfeo, der installative Opern-Parcours des Regie-Trios Kennedy, Bogaerdt und Van der Schoot, begab sich ab dem 3. September auf seine finale Reise durch die Mischanlage der Zeche Zollverein. Bis einschließlich Sonntag waren es mehr als 500 Parcours-Durchläufe, die BesucherInnen in Eurydikes höllenhaft anmutende Zwischenwelt führten.

Auf Orfeos Höllenfahrt folgte Mozarts Totenmesse – in der Gladbecker Maschinenhalle der Zeche Zweckel erklangen am Freitag „Sieben Klangräume“, die der zeitgenössische Komponist Georg Friedrich Haas 2005 im Auftrag der „Internationalen Stiftung Mozarteum“ dem Fragment gebliebenen Mozart Requiem hinzufügte. Eingebettet war das „Mozart Requiem / Sieben Klangräume“ in Musik von Bach und Ligeti. Gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern gelang ChorWerk Ruhr unter der musikalischen Leitung von Florian Helgath ein spannungsreiches und außergewöhnliches Konzert – gefeiert unter dem tosenden Applaus des Premierenpublikums.

© Pedro Malinowski

Einmal Hölle und zurück – Zusammen mit den Schauspielern Thomas Anzenhofer, Jele Brückner und Michael Lippold unternahmen die rund 100 Gäste der Dante-Lesung im Refektorium am Samstag eine literarische Höllenfahrt auf den Spuren von Dante Alighieri. Mit dem Originaltext von INFERNO, dem ersten Teil der Göttlichen Komödie, der auch viele Produktionen der Ruhrtriennale 2015 inspiriert hat. Am Ende der langen, gut vierstündigen Dante-Nacht feierte das Publikum die drei Schauspieler mit tosendem Beifall.

© Edi Szekely

Himmlisch ging es hingegen bei PACT Zollverein zu. Owen Palletts Stimme schwebte förmlich über der Bühne, begleitet von  sanften Instrumentalklängen des elfköpfigen Berliner Musikerkollektivs s t a r g a z e. Exklusiv waren diese beiden Musikabende am 5. und 6. September, denn Pallett stellte neue Stücke vor, die erst im Frühjahr 2016 auf seinem neuen Album erscheinen werden. Aber auch mit „On a Path“ oder „I am not afraid“ gab er auch bereits bekannte Zeilen zum Besten. Angst muss Pallett tatsächlich nicht haben, denn mit seiner sympathischen Art und seinem musikalischen Feinsinn hat er bei der Ruhrtriennale mit Sicherheit neue Fans gewonnen.

© Edi Szekely

Wer danach oder im Anschluss an Orfeo noch in „Saloon“-Laune war, konnte rüber zur Mischanlage schlendern. Hier lud Johan Simons wieder zu Johans Saloon mit Getränken, Snacks und Gesprächen. Zu Gast waren die „Orfeo“-Regisseurinnen Suzan Boogaerdt und Bianca van der Schoot, die Schauspielerin Anna Maria Sturm sowie der Künstlerische Leiter von ChorWerk Ruhr Florian Helgath, der gerade vom „Mozart Requiem“ kam. Er hatte sein Akkordeon mitgebracht und stimmte, auch im Duett mit Anna Maria Sturm, Volkslieder aus seiner bayerischen Heimat an.

© Edi Szekely

Zusammen mit der Wochenzeitung DIE ZEIT stellte die Ruhrtriennale am Sonntagvormittag in prominent besetzter Runde im ZEIT Forum Kultur die provokante Frage: „Was interessiert mich dein Geschwätz von gestern!?“ Moderiert von Josef Joffe (Zitat: „Das Thema könnte nicht aktueller sein!“) diskutierten die Grünen-Politikerin und Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestag, Claudia Roth, der deutsch-iranische Schriftsteller Sherko Fatah, der Gegenwartshistoriker Norbert Frei sowie die Journalisten Sylke Tempel und Jochen Bittner, ob politische Grundsätze, die vor 70 Jahren nach dem Kriegsende aufgestellt wurden, heute noch gültig sind. Die Debatte pro oder contra Waffenlieferungen im Kampf gegen den IS sorgte für hitzige Wortwechsel, auch im Hinblick auf die Bekämpfung der aktuellen Fluchtursachen.

© Edi Szekely