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10 Fragen an: Hauschka

16. Jul. 2015

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Hauschka_Schauspiel Leipzig, Foto: Nina Ditscheid

Unter dem Pseudonym Hauschka erforscht der Pianist Volker Bertelmann seit 2005 die Klangräume, die sich unter dem Einfluss von Tischtennisbällen, Bierdeckeln, Dosen und Radiergummis auftun, wenn man diese zwischen Hammer und Saite legt. "Abandoned City" ist der Titel seines Konzertes im Maschinenhaus der Essener Zeche Carl, das am 17.08. den Auftakt der Konzertreihe "Konzerte im Maschinenhaus" markiert. Wir haben ihm 10 Fragen gestellt …

Ruhrtriennale: Kannst du etwas zu deinem Pseudonym „Hauschka“ verraten?

Hauschka: Hauschka ist ein tschechischer Nachname, der mir über den Weg lief, als ich nach einem Pseudonym suchte. Ich wollte einen Namen haben, der neutral ist und es mir ermöglicht, viele verschiedene Ideen unter demselben Namen zu verwirklichen. Osteuropäisch war für mich wichtig, da ich viele Gemeinsamkeiten empfinde mit polnischer oder russischer Musik und vor allem mit der östlichen Melancholie.

RT: Welches war dein bisher schönstes Konzerterlebnis?

H: Ich glaube, eines der schönsten Konzerterlebnisse hatte ich in einem buddhistischen Tempel in Kanazawa, zu dem Publikum aus ganz Japan angereist ist. Die Mönche haben ab morgens 10 Uhr damit begonnen, das Konzert vorzubereiten. Ich konnte bleiben, bin herumgelaufen, und wurde auch noch bekocht – das Essen war im Übrigen ganz hervorragend. Nach dem Konzert durfte ich dort sogar übernachten. Für mich war die Mühe, die sich die Mönche mit all den Vorbereitungen gegeben haben, im Konzert regelrecht spürbar.

© Nina Ditscheid

RT: Wie bist du auf die Idee gekommen, Pingpongbälle, Radiergummis oder Bierdeckel in das Innere eines Pianos zu geben?

H: Ich wollte elektronische Musik mit einem akustischen Instrument machen. Dafür brauchte ich Gegenstände, die selbstständig Geräusche und Atmosphären erzeugen. Das bedeutet, sie müssen sich durch den Anschlag einer Klaviertastatur bewegen. Dafür kommen alle Materialien und Gegenstände, die leicht sind, infrage.

RT: „Höllenfahrten“ heißt die Ruhrtriennale-Konzertreihe, bei der du ein Konzert im Maschinenhaus der Essener Zeche Carl gibst. Was erwartet den Besucher?

H: Das Wort „Höllenfahrten“ hat etwas Negatives, aber auch etwas von einem Höllenritt, wie bei einer wahnsinnig schnellen und langen Achterbahn. Ich versuche, mein Programm darauf einzustellen. Es könnte entweder eine wahnsinnige Achterbahnfahrt werden oder ganz plötzlich in etwas ganz anderes wechseln – in etwas, das wie ein stiller, kühler Raum wirkt, von dem man nicht weiß, warum, wofür und wodurch er erschaffen wurde.

© Nina Ditscheid Baertsch

RT: Wann war deine letzte „Höllenfahrt“?

H: Meinen letzten Höllenritt hatte ich auf der Achterbahn Space Mountain in Disneyland in L.A. Es ist eine Achterbahn im Dunkeln. AHHHHHHH.

RT: Was war der aufregendste Ort, an dem du bisher Klavier gespielt hast?

H: Einer der aufregendsten Orte war der Strand in Saint Malo, Frankreich. Ich spielte dort bei dem Festival Route du Rock eine Soiree, während die Leute im Meer schwammen – und alle hörten meiner Musik zu. Als ich fertig war, kamen sie aus dem Wasser, applaudierten und kauften mein Album ...

© Nina Ditscheid

RT: Du komponierst Musik für Theater, Filme und auch für Installationen. Hast du je nach Genre unterschiedliche Arbeitsweisen?

H: Ja, es sind andere Ansprüche, die sich natürlich auch nach dem Regisseur oder nach dem Kollaborationspartner richten. Mir macht es grundsätzlich Spaß, an den Aufgaben zu wachsen und neue Dinge auszuprobieren, die auf dem zuvor Gelernten aufbauen. Ich hoffe, dass das nie aufhört.

RT: Hast du ein Vorbild?

H: Nicht direkt, aber nachdem ich Steve Reich kennengelernt habe, und er etwa das Alter meines Vaters hat, habe ich mir gedacht, dass mein Leben vielleicht seinem – oder dem, was ich davon kenne – irgendwann einmal ähneln könnte. Das würde mich glücklich machen. Das entspricht vielleicht einem Vorbild.

 

© Nina Ditscheid Baertsch

RT: Welche Art von Musik hörst du privat?

H: Eigentlich alles, von klassischer über elektronische Musik bis hin zu Hip-Hop. Ich bin ein großer Fan von Variationen. Es gibt für mich nur gute oder schlechte Musik. Das ist natürlich absolut subjektiv.

RT: Hast du einen Tipp für den Festivalsommer?

H: Man braucht eine gute Kühltasche und Mückenspray, damit man nicht zerstochen wird. Ich glaube, das würde mir reichen.