Es geht um alles

Tanz / Uraufführung
2015: Inferno. 2016: Fegefeuer. 2017: Das Paradies ist nah. Nachdem US-Choreograf Richard Siegal über zwei Ruhrtriennale-Spielzeiten hinweg die abgründigen Gefilde des Jenseits’ auslotete, erscheint endlich ein Licht am Ende des Tunnels. In der Logik von Dantes „Göttlicher Komödie“, die die Grundlage von Siegals Ruhrtriennale-Trilogie darstellt, steht am Ende der Jenseitsreise die Erlösung in himmlischen Sphären und die Wiedervereinigung Dantes mit Beatrice, seiner verstorbenen Geliebten. Aber wie lassen sich im beginnenden 21. Jahrhundert Begriffe des Himmlischen und Göttlichen fassen, ohne an religiösen Radikalismus zu denken? Wie fühlen sich kosmologische Universalentwürfe wie Dantes „Commedia“ inmitten einer fragmentierten Gegenwart an? Und lassen sich die großen Erzählungen der Weltliteratur heute überhaupt noch zu Ende bringen?
Im Rahmen der Ruhrtriennale 2017 zeigt Richard Siegal die gesamte Trilogie als abendfüllendes Opus Magnum, das religiöse und politische Diskurse der Gegenwart genauso berührt wie Fragestellungen der Identität. Die Inszenierungen der vergangenen beiden Spielzeiten – „Model“ von 2015 und „In Medias Res“ von 2016 – werden für diesen großen Rahmen noch einmal überarbeitet und münden direkt in die neue Produktion „El Dorado“. Zwischen klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz arbeitet Siegal bei der Zusammenführung der einzelnen Teile der Jenseitstrilogie vor allem mit TänzerInnen seiner neu gegründeten Kompanie Ballet of Difference. Sie nehmen die ZuschauerInnen mit auf eine Tour de Force durch das Inferno über den Läuterungsberg bis ins Paradies. Bei Richard Siegal erscheint das Paradies als utopisches „El Dorado“, in dem sich Projektionen des Göttlichen mit der menschlichen Identitätskrise mischen.
In Siegals Vision des Paradiso bleiben lediglich zwei Tänzer übrig: Corey Scott-Gilbert (34), der bereits eine zentrale Rolle in den beiden Arbeiten der vergangenen Jahre spielte, trifft auf den 77-jährigen Gus Solomons Jr., der als Tänzer und Choreograf vor allem den Stil des Postmodern Dance mit geprägt hat. Zwischen ihnen schwebt die Inkarnation der tugendhaften Beatrice durch ein Vexierspiel zwischen Alter und Jugend, zwischen Liebe und narzisstischem Begehren, zwischen Ich und dem Anderen.
Tänzer Model -
Léonard Engel, Katherina Markowskaja, Claudia Ortiz Arraiza, Kévin Quinaou, Matthew Rich, Corey Scott-Gilbert, Gus Solomons jr., Diego Tortelli, Lucas Valente, Vânia Vaz, Zuzana Zahradnikova
Tänzer In Medias Res -
Kévin Quinaou, Corey Scott-Gilbert, Diego Tortelli, Vânia Vaz
Tänzer El Dorado -
Corey Scott-Gilbert, Gus Solomons jr.
Golden Girl -
Sandra Balkmann
Sprecher / Kontrabass -
Frédéric Stochl
Cello -
Zoë Martlew