Luc Ferrari, geboren 1929 in Paris, gestorben 2005 in Arezzo, Toskana, ist ein Komponist, der filmt und ein Filmer, der komponiert. Inspiriert an den Schnitttechniken des Films und den Bildfolgen der Comics schafft er Kompositionen, Hörstücke und Filme. Nach seinem Studium der Musikanalyse bei Olivier Messiaen, begründet er mit der Groupe de Musique Concrète das Genre der ›musique anecdotique‹, in der er Umwelt- und Naturgeräusche auf poetische Art und Weise organisiert. In seinen Soundscapes entwickelte er ungewohnte Tonbilder, in denen sich Fragmente möglicher Geschichten überlagern, kreuzen und vermengen.

Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört die Komposition Presque rien No. 1 "Le Lever du jour au bord de la mer" (1967/70), in der Aufnahmen von einem jugoslawischen Strand, die über die Dauer eines Tages gemacht wurden, zu einem 21 Minuten kurzen Hörstück zusammengeschnitten werden. Dabei verwendet er erstmals die neue Stereotechnik, die ihm nicht nur ein ›rechts-links‹ der Klänge erlaubt, sondern auch eine Tiefenwirkung.
Als höchst produktiver Komponist untersucht er in seiner Serie Tautologos (1961) das Prinzip der Wiederholung und entwickelt zahlreiche Kompositionen für Instrumente, darunter Histoires du plaisir et de la désolation, 1979 -1981. In den 90er Jahren spezialisiert sich Luc Ferrari auf experimentelle Hörspiele und später auf Gruppenimprovisationen.
Unter dem Titel Les grandes répétitions (Die Generalproben / Die großen Wiederholungen) porträtiert Ferrari in den 60er Jahren eine Reihe von Musikern: Olivier Messiaen, Edgar Varèse, Hermann Scherchen, Karlheinz Stockhausen und Cecil Taylor - künstlerische Porträts, die Fernsehgeschichte schreiben.
Für die Aufnahmen seiner Kompositionen Les Anecdotiques - Exploitation des concepts N°6 und Archives sauvées des eaux - Exploitation des Concepts N°1 wird Ferrarri 2005 posthum mit dem Grand Prix In Memoriam der Académie Charles-Cros ausgezeichnet.

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