RuhrTriennale
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pitié ! ERBARME DICH! les ballets C de la B / Alain Platel / Fabrizio Cassol

Uraufführung
Konzept, Regie:
Musik:
FABRIZO CASSOL, nach der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach
Dramaturgie:
Hildegard De Vuyst
Musikdramaturgie:
Kaat de Windt
Bühne:
Peter De Blieck
Kostüme:
Claudine Grinwis Plaat Stultjes
Licht:
Carlo Bourguignon
Ton:
Caroline Wagner, Michel Andina
Getanzt und kreiert von:
Quan Bui Ngoc, Louis-Clément Da Costa, Mathieu Desseigne Ravel, Lisi Estaràs, Emile Josse, Juliana Neves, Hyo Seung Ye, Romeu Runa, Elie Tass, Rosalba Torres Guerrero
Gesang:
Laura Claycomb / Melissa Givens / Claron McFadden, Monica Brett-Crowther / Maribeth Diggle / Cristina Zavalloni, Serge Kakudji, Magic Malik
Musik:
Fabrizio Cassol, Stéphane Galland, Michel Hatzigeorgiou (Ensemble Aka Moon), Airelle Besson, Tcha Limberger / Alexandre Cavalière, Michael Moser / Lode Vercampt, Krassimir Sterev / Philippe Thuriot

Für viele grenzt es an ein Sakrileg: Wie kann man sich nur an den Hauptwerken eines Menschheitsgenies wie Johann Sebastian Bach vergreifen!? Doch es gibt Fälle, da darf man, da kann man, denn der Plan der beteiligten Künstler ist zwingend. Wie im Fall der neuen Produktion von Regisseur Alain Platel und des Komponisten Fabrizio Cassol. Und sie beschäftigen sich mit einem der Hauptwerke der Musikgeschichte: der Matthäuspassion. Platel und Cassol werden in pitié ! keine schlichte Adaption des Werks vornehmen – sie interessieren sich für einen wichtigen Aspekt der Passion: den Schmerz der Mutter angesichts des Opfers ihres Kindes. Natürlich unterstützt Maria das Vorhaben von Gottes Sohn, würde aber am liebsten an seiner Stelle ihr Leben geben. Dieser Zwiespalt bildet die dramatische Grundlage von pitié !

Vor diesem Hintergrund besetzte Fabrizio Cassol die Gesangspartien: eine Sopranstimme für die Mutter und zwei sehr ähnliche Stimmen (Mezzosopran und Countertenor) für die beiden Seelen des Kindes. Das Trio Aka Moon wird durch so ausdrucksstarke Musiker wie Magic Malik (Flöte und Gesang), Tcha Limberger (Violine), Philippe Thuriot und Krassimir Sterev (Akkordeon) erweitert.

Musikalischer und geistiger Ausgangspunkt für pitié ! ist die Arie Erbarme dich, mein Gott, eine der zentralen Arien des Bachschen Oeuvres überhaupt. Alain Platel beschäftigt sich nun mit der Frage, ob unsere Fähigkeit zur Anteilnahme über ein bloßes Erbarmen hinausgehen kann? Der Begriff Mitleid wird nicht selten mit jovialer Herablassung grundiert – aber wir sehnen uns oft genug nach echtem, tief gehendem Mitleiden.

Die Matthäuspassion stellt die Frage nach diesem Mitleiden auf die radikalste Weise. Es geht um das äußerste Opfer, das der Mensch bringen kann: sich selbst. Und dieser Frage wird Alain Platel mit seinen Tänzern und Musikern nachgehen. Dabei bauen sie auf den bei vsprs (RuhrTriennale 2006) gewonnenen Erfahrungen auf - intensivste emotionale Zustände in expressive Physis zu übersetzen.

Eine Koproduktion der RuhrTriennale mit Les Ballets C. de la B.,
Théâtre de la Ville (Paris), TorinoDanza und Le Grand Théâtre de Luxembourg. Mit Unterstützung der flämischen Regierung, der Stadt Gent, der Provinz Ostflandern.