RuhrTriennale
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BO-Kino

Vorstellungen:
13., 20., 27. September, 4. Oktober
Beginn:
20:15
Vorstellung:
8. Oktober
Beginn:
14:30
Spielstätte:

Bo-Weekend, Mittagstheater mit Erbsensuppe, Leuchtreklame, Fußballgutscheine – als Intendant des Bochumer Schauspielhauses hatte Zadek die Türen zum Kulturtempel Stadttheater sperrangelweit aufgerissen. Die programmatische Popularisierung des Theaters (Fassbinders beißender Spott »Jeden Abend Charlys Tante!« folgte auf dem Fuße), seine gesuchte Berührung mit der Alltagssphäre, den Medien und Geschwisterkünsten machte aus dem Kunstghetto eine offene Plattform. Bo-Kino war das Kürzel für die Umfunktionierung der Kammerspiele in einen Kinosaal. Sonntags morgens, montags abends und freitags nachts zeigte das Theater ein avanciertes Kino-Kunstprogramm zu niedrigen Preisen.
Die RuhrTriennale und das Bochumer Kino Casablanca nehmen diese historische Programmidee zum Anlass für eine Hommage an den Filmregisseur Peter Zadek. Der Filmclub Bo-Kino zeigt Filmprojekte mit Pioniercharakter. Als einziger deutscher Theaterregisseur hat sich Zadek kontinuierlich mit den populären Medien Film und Fernsehen auseinander gesetzt. Die Berufsbezeichnung Fernsehregisseur hat er zwar von sich gewiesen, dafür arbeitete er wie ein Bildingenieur daran, die Grenzen der technischen Fantasie offen zu halten für Impulse aus der bildenden Kunst. Die Ergebnisse haben Maßstäbe gesetzt.

Der Eintritt für Mitglieder des Filmclubs ist frei. Mitgliedsausweise sind nur an der Abendkasse im Kino erhältlich, einmalige Schutzgebühr 5 €. Reservierungen unter
Tel. 0234.3 25 91 77 .

 

Kino Casablanca Bochum

13. September 20.15 Uhr Doppelvorstellung
Das Porträt – Peter Zadek / Ich bin eine Elefant, Madame

20. September 20.15 Uhr Doppelvorstellung Simon / Rotmord

24. September 11.00 Uhr Peter Zadek inszeniert Peer Gynt

27 . September 20.15 Uhr Kleiner Mann, was nun?

4. Oktober 20.15 Uhr Doppelvorstellung Simon / Eiszeit

8. Oktober Bo-Kino Langer Sonntag
14.30 Uhr Das Porträt – Peter Zadek / Ich bin ein Elefant, Madame
17.15 Uhr Simon / Rotmord
19.45 Uhr Kleiner Mann, was nun?
22.15 Uhr Eiszeit

Simon Überraschend, wie in diesem ersten, mehrfach preisgekrönten Film alle späteren Themen aufgefächert sind: der Outsider, die enttäuschte Romanze, die Gewalt der Gruppe. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit der Londoner Burgess Hill School, eine der ersten integrativ arbeitenden Schulen, an der auch behinderte Kinder unterrichtet wurden. Die Kamera drängt sich in eine archaische, exklusive Kinderwelt. Momentweise hat man den Eindruck, als buchstabiere Peter Zadek bereits Anfang der 50er Jahre das Manifest der Dogma-Filmer vor. Ein Versteckspiel im Wald, ohne happy end.

1951
Buch: Peter Zadek
Darsteller: Kinder der Burgess Hill School,
Hampstead, London
S/W, 17 Min.
Englisch ohne Untertitel


Die Grundlage von Rotmord ist Tankred Dorsts Theaterstück Toller. Dorst hat in seinem Stück die Situation der Münchner Räterepublik zum Anlass genommen, um theatralisch die Frage nach dem Zusammenhang von intellektuellen und Revolution zu formulieren. Zadek hat die Szenen von Rotmord zunächst gefilmt, um sie dann elektronisch zu verfremden. Eine dialektische Fernsehcollage zum Thema Revolution.

1967
Buch: Tankred Dorst, Peter Zadek
Darsteller: Gerd Baltus, Ingrid Resch, Wolfgang Neuss, Hans Schweickart, Jürgen Flimm,
Erich Fried
S/W, 85 Min.


Ich bin ein Elefant, Madame
Der Film ist ein Doppelporträt. Das eine handelt von Deutschland, das andere handelt von Peter Zadek. erzählt wird die Geschichte eines intuitiven Anarchisten. Jochen Rull, alias Häuptling Kalter Kaffee, führt auf dem Bremer Marktplatz einen wilden, ekstatischen Veitstanz auf. Die aufgestellte Polizeigewalt glotzt ratlos fragend in die Runde. Zu erkennen ist: Man war noch ungeübt im Umgang mit Kunstaktionen im öffentlichen Raum. Der Film wurde 1969 mit dem Silbernen Bären derBerlinale und mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

1969
Buch: Robert Muller, Peter Zadek
Darsteller: Günther Lüders, Ingrid Resch, Tankred Dorst, Peter Palitzsch, Wolfgang Schneider, Heinrich Giskes, Ilja Richter, Rolf Becker, Werner Dahms
96 Min.


Das Portät – Peter Zadek  
Wer ist Peter Zadek? Tagesschausprecher nehmen sich der Frage an, melden Daten, ein paar Fakten und spekulieren über Geist und Wesen dieses Unruhestifters. Ein Theater-Comic läuft. es sind die Bremer Räuber-Brüder Bruno Ganz und Vadim Glowna! Wo sind wir? In den frühen 70er Jahren, die Zeichen stehen noch auf Sturm, doch sind die Protestmittel selbstironischer, heiterer geworden. Ein rotgeschminkter Frauenmund hat sich auf die immergleichen Worte festgelegt: »Vitalität, Humor, Fantasie«. Die Kamera fährt durch graue Industrieareale, Rosel Zech singt »Kleiner Mann fass Mut, alles wird noch gut!« Szenenwechsel: Auf der Bühne des Bochumer Schauspielhauses bringt eine Riege beinewedelnder Revuegirls das Publikum in Stimmung. Das Porträt zeigt den Theater-, Film- und Fernsehregisseur als Miterfinder der Popkultur: »Ich will scharfe Kontraste! Ulk ist die einzig wirksame Polemik.«

1973
Regie: Thomas Ayck
NDR-Dokumentation
43 Min.


Kleiner Mann, was nun?
 Mit der Fallada-Dramatisierung eröffnete Peter Zadek seine Intendanz am Bochumer Schauspielhaus. Auf das lädierte Selbstbewusstsein des Ruhrgebiets reagierte Zadek mit Mitteln der politischen Revue. Mit Witz, Charme und Tempo inszenierte er den Abstieg eines Kleinbürgers am Ende der Weimarer Republik, seinen Kampf um Arbeit und Lohn, seine Lügen und Niederlagen. Deutlich wird dabei ein aktuelles Schema: Eine Gesellschaft, die ihre sozialen Konflikte zudeckt – mit Tingeltangel und Maskenspiel. Im Zentrum der Aufführung stehen Hannelore Hoger und Heinrich Giskes. Ein tapferes Paar unterwegs in der morschen Halbwelt der Goldenen Zwanziger.

1973
Buch: Tankred Dorst, Peter Zadek nach Hans Fallada
Darsteller: Hannelore Hoger, Heinrich Giskes, Brigitte Mira, Klaus Höhne, Rosel Zech, Hans Mahnke, KarlHeinz Vosgerau, Herrmann Lause, Ulrich Wildgruber u. a.
133 Min.


Eiszeit
 Fernsehfilm nach dem gleichnamigen Theaterstück von Tankred Dorst. Anlass für die fiktive Handlung ist die Situation des norwegischen Dichters Knut Hamsun. Der 90-jährige Dichter lebt nach Ende des 2. Weltkriegs in einem norwegischen Altenheim und sieht einem Prozess wegen Kollaboration entgegen. Ein junger Partisan plant, Hamsun zu ermorden. Zwischen den beiden entwickelt sich jedoch eine engagierte Beziehung.

1973
Buch: Tankred Dorst, Peter Zadek
Darsteller: O. E. Hasse, Walter Schmidinger, Heinz Bennent, Hannelore Hoger, Hans Mahnke, Ulrich Wildgruber
S/W, 101 Min.


Peter Zadek inszeniert Peer Gynt
Theaterproben sind gewöhnlich streng abgeschottet. Vor allem Regiemeister Peter Zadek lässt grundsätzlich keine Gäste in seine Proben; Schutz für den besonders intensiven Arbeitsprozess seiner »Theater-Familie« . Erstmals seit 16 Jahren hat er nun zugelassen, dass ein Film-Team den teilweise sehr dramatischen Prozess dokumentiert, wie eine Inszenierung gemeinsam erfunden wird. Der Film von Alexander Nanau gewährt einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen, Kulissen einer Kunst, die Peter Zadek in den letzten Jahrzehnten maßgeblich beeinflusste.

2006
Regie: Alexander Nanau
86 Min.