RuhrTriennale
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Meine Schneekönigin Ein Märchen nach Hans Christian Andersen

Regie, Bearbeitung:
Bühne, Kostüme:
Licht:
Lothar Baumgarte
Dramaturgie:
Jutta Wangemann
 
Mit:
Herbert Fritsch, Irina Kastrinidis, Birgit Minichmayr, Alexander Scheer, Jeanette Spassova, Volker Spengler
Premiere:
8. Oktober
Beginn:
19:30
Spieldauer:
ca. 2 Stunden 40 Min., keine Pause
Vorstellung:
9. Oktober
Beginn:
19:30
Spieldauer:
ca. 2 Stunden 40 Min., keine Pause
Einführungen:
8., 9. Oktober
Die Einführung beginnt jeweils 45 min vor Spielbeginn
Preise:
Kategorie A
40 €
Kategorie B
30 €
Kategorie C
20 €

Wie das Theater stehen Märchen unter Romantikverdacht. Auf der Bühne müssen sie scheitern. Wir glauben weder einem Teekessel, dass er spricht, noch einem Schauspieler, der vorgibt, ein Teekessel zu sein. Theater, und das Theater von Frank Castorf im Besonderen, interessiert sich für die Übergänge. Die Momente, in denen Dostojewskijs Menschen zu Andersens Figuren werden oder umgekehrt, wenn Herbert Fritsch zum Kragen und Volker Spengler zum Bügeleisen, das Märchen zum Theater wird. Das Konstruktionsprinzip des Märchens ist dem Theater so fremd wie das Bügeleisen dem Schauspieler. Der Übergang ist aber dann interessant, wenn in seinem unvermeidlichen Scheitern etwas Neues geschieht. Dieses Dritte ist nicht weniger märchenhaft, wenn - folgen wir Novalis' romantischem Diktum - „das Poetische ... das echt absolut Reelle" wird.

„Wir leben in einem nachwissenschaftlichen Zeitalter, in dem Spekulation und Intuition wieder wichtig werden. In einer Welt, die durch Bill Gates geprägt ist, interessiert mich der Erfolg von Harry Potter. Diese Welt sehnt sich nach Märchen", sagt Frank Castorf und inszeniert zum 200. Geburtstag von Hans Christian Andersen sein erstes Märchen.

Andersen erzählte Märchen aus seiner Biografie mit ihren Nöten und einer fundamentalen Einsamkeit heraus. Er überführte sein Unbehagen an der Welt in heute überall vertraute Bilder unserer Wunsch- und Alpträume. Seine zahlreichen Autobiografien, Reiseberichte, Tagebücher und Scherenschnitte waren immer auch Versuche, mit einer Welt zu kommunizieren, die ihn als Erzähler hofierte, aber als Person übersehen und ihm keinen Ort zu leben geboten hat.

Die Spannung zwischen Sehnsucht und mangelnder Erfüllung gehört zu Andersens Leben. Ihre Verdichtung und Verschiebung in seinen Märchen koinzidiert mit unseren eigenen nicht tot zu kriegenden restromantischen Defiziterfahrungen: „Wir alle, ausnahmslos, fühlen uns zuwenig geliebt" (Adorno).

Für Erwachsene und für Kinder in Begleitung von Erziehungsberechtigten.

Eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin in Koproduktion mit der Hans Christian Andersen 2005 Foundation und dem Théâtre MC93 Bobigny